Gala-Auftritt des DFB-Teams Von dieser Elf schwärmen alle

Bratislava (RP). Unter dem Eindruck deutschen Fußballzaubers geriet der slowakische Cheftrainer Dusan Galis ins Schwärmen. "Es war kein Zufall, dass die Deutschen Dritter bei der Weltmeisterschaft waren", sagte er. "Die Mannschaft hat eine große Perspektive." Anders als hocheingeschätzte Teams wie England, Italien, Portugal, Spanien und die Niederlande spielt die Elf von Bundestrainer Joachim Löw weiter auf hohem, zum Teil höchstem Niveau. Nach den Festtagen der WM ist sie im Alltag der EM-Qualifikation nicht ins Leistungstief gestürzt.

Welch unglaubliche Wende: Nach der EM-Pleite 2000 schien das Zeitalter des kollektiven Jammerns angebrochen, der deutsche Fußball am Boden und seine Aussichten trübe. Die Forderung nach einer Neuorientierung und Straffung der Jugendarbeit bestimmte die Diskussionen. Vom Ausland damals eher für sein Nationalteam belächelt, wird der DFB nur sechs Jahre später um sein Aushängeschild beneidet. Bewundert nicht nur ob der Stammbesetzung, sondern auch wegen der vielen nachrückenden Nachwuchsleute. Jüngstes Musterbeispiel für Blutauffrischung ist der Bremer Clemens Fritz, dessen forsches, effektives Spiel auf der rechten Abwehrseite die Hoffnung nährt, dass auch die Probleme auf dieser Position Vergangenheit sind. Piotr Trochowski hat sich ebenfalls blitzschnell in den Kreis der Auswahl gearbeitet - im Mittelfeld, dem Prunkstück der Elf mit einer nahezu perfekten Zusammensetzung:

Torsten Frings Der resolute, zweikampfstarke Chefabräumer vor der Abwehr hält im defensiven Mittelfeld den Laden dicht. Michael Ballack Die alles überstrahlende zentrale Figur im deutschen Spiel ist sich nicht zu schade, auch in der Defensive hart anzupacken. Bestechend torgefährlich, wie der Sachse mit Länderspieltreffer Nr.34 untermauerte.

Bernd Schneider Der spielerisch brillante Filigrantechniker am rechten Flügel lässt jeden Fußball-Ästheten mit der Zunge schnalzen.

Bastian Schweinsteiger Der Jüngste im Quartett macht mit seiner Unbekümmertheit und Unberechenbarkeit die verrücktesten Dinge.

Nicht allein die typisch deutschen Tugenden, nicht nur Kraft, Kampf und Laufstärke stehen für die Klasse des Teams, sondern auch eine hohe Spielkunst. "Die erste Halbzeit war imponierend, was das Spielerische angeht", unterstrich Joachim Löw. "Nach Ballgewinnen haben wir nahezu perfekt nach vorn gespielt." Wichtig sei gewesen, "den Beweis anzutreten, dass wir auch auswärts eine Klasseleistung abrufen können". In der Mannschaft stecke noch großes Potenzial, erklärte Michael Ballack, "trotzdem kann man im Moment sehr zufrieden sein, wie sich die Mannschaft präsentiert - auch in schwierigen Phasen". Der Kapitän hatte am Vortag alles richtig gemacht mit seinem öffentlichen Appell an die Mannschaft, mit der Warnung vor einem empfindlichen Rückschlag, und er fand sich bestätigt: "Es freut mich natürlich, dass die Mannschaft so selbstbewusst, konzentriert und clever aufgetreten ist. Es ist immer schön, wenn man etwas anspricht und das auch umgesetzt wird."

Nicht nur Ballack sah einen Klassenunterschied zwischen beiden Teams. Und nicht nur der Kapitän ("Wir haben sehr viele junge Spieler, die geführt und geschliffen werden müssen") mahnt zu sachlicher Selbsteinschätzung jenseits der Euphorie. "Wichtig ist, dass wir den Schwung in die nächsten Spiele mitnehmen und jetzt nicht jeder versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen", sagte Miroslav Klose. "Wir müssen auf dem Teppich bleiben", forderte Torhüter Jens Lehmann und steckte für sein Team ein klares Ziel ab: "Wir wollen Erster werden." Gruppensieger.

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