Jahreshauptversammlung des HSV Fanvertreter überraschend nicht gewählt

Erst Langeweile, dann der große Knall: Völlig überraschend ist der haushohe Favorit Ralf Bednarek bei der Jahreshauptversammlung des Hamburger SV bei der Wahl des neuen Aufsichtsrates durchgefallen.

Bundesliga 12/13: HSV verliert bei Stadioneröffnung in Porto Alegre
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Nachdem das Ergebnis feststand, brandete im "Congress Centrum Hamburg" tosender Beifall auf. Damit werden die Fans in dem obersten Gremium des Fußball-Bundesligisten auch nicht wie erwartet die Kontrolle übernehmen. Bednarek verließ nach seiner Schlappe umgehend den Saal.

Die lediglich 1002 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder wählten stattdessen Jens Meier, Chef des Hamburger Hafens, Unternehmer Ali Eghbal, Rechtsanwältin Katrin Sattelmair und Klinikdirektor Christian Strauß für die kommenden vier Jahre in den elfköpfigen Aufsichtsrat, dem kein ausgewiesener Fußball-Fachmann angehören wird. Ein neuer Vorsitzender soll in der ersten Sitzung am 21. Januar gewählt werden. Der Abstimmung war trotz der finanziell angespannten Situation eine harmonische Debatte wie lange nicht vorausgegangen mit viel Applaus und wenigen Zwischenrufen.

Weil sich in Jörg Debatin, Ian Karan, Otto Rieckhoff sowie dem scheidenden Oberkontrolleur Alexander Otto die 2009 als "Wirtschaftsweisen" angetretenen Räte aus dem Gremium zurückziehen, hatten Beobachter damit gerechnet, dass der 38 Jahre alte Anwalt Bednarek und weitere den Fans zugeordnete Räte eine Stimmenmehrheit erlangen würden und möglicherweise Entscheidungen blockieren könnten.

In einer schwierigen Zeit für den HSV steht das Gremium vor entscheidenden Maßnahmen, um die angespannte Situation HSV zu verbessern - unter anderem über die weitere Zusammenarbeit mit Vermarkter Sportfive und die Rückzahlungen der Darlehen aus der Fan-Anleihe sowie den Kredit von Gönner Klaus-Michael Kühne, der den kostspieligen Transfer von Superstar Rafael van der Vaart mitfinanziert hatte.

6,6 Millionen Euro Minus

Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte der HSV ein Minus in Höhe von 6,6 Millionen Euro, insgesamt wurden 25,5 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen. Auch im laufenden Geschäftsjahr wird der Klub wieder einen hohen Fehlbetrag in den Bilanzen aufweisen und damit im dritten Jahr in Folge rote Zahlen schreiben. Otto forderte in seiner Rede einen harten Konsolidierungskurs, um die "Liquidität des Vereins" zu verbessern: "Unser wirtschaftliches Ergebnis ist unbefriedigend." Aber der HSV dürfe sich auch nicht kaputtsparen und mit dem Verkauf der besten Spieler den sportlichen Erfolg riskieren. Die Liquidität des Klubs sei aber nicht gefährdet. Der neue Aufsichtsrat habe die Aufgabe, verantwortungsvoll mit den Schulden und der Liquiditätssicherung umzugehen. Meier, der die meisten Stimmen erhielt, kündigte einen Kurswechsel an: "Wir können die Windrichtung nicht verändern, aber die Segel richtig setzen", sagte der 46-Jährige.

Besonders die Tatsache, dass in dem neuen Aufsichtsrat sportliche Kompetenz nicht zu finden ist, stößt auf Kritik. "Mein Wunsch war immer, dass in diesem Gremium alle Bereiche der Stadt ihren Niederschlag finden, sowohl aus der Wirtschaft, der Politik, Wissenschaft, vor allem auch aus dem Sport", sagte der ehemalige Aufsichtsrats-Chef Udo Bandow, "das Fehlen sportlicher Kompetenz ist ein Manko."

(sid/seeg)
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