60.000 Fans erwartet EM-Standort Lemberg braut mehr Bier

Lemberg · Am Stadion werden die letzten Pflastersteine verlegt, vor dem Rathaus verteilen Frauen in historischen Gewändern Süßigkeiten, und die Brauereien haben ihre Bierproduktion erhöht: Lemberg ist bereit für das erste EM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Ukraine.

Das ist Lemberg in der Ukraine
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Nur die Fans fehlen noch. "Wir rechnen mit 60.000 Besuchern", sagte Galyna Grynyk, die Tourismus-Chefin der Stadt, im Interview zwei Tage vor dem EM-Auftakt am Samstag (20.45 Uhr im Live-Ticker)gegen Portugal.

Noch haben Fußball-Fans in der Stadt Seltenheitswert. Auf den erhofften Ansturm ist Lemberg aber vorbereitet. Die sogenannte Fan Zone mitten in der Altstadt, die am Donnerstagabend eröffnet wird, fasst bis zu 27.000 Anhänger. Auch im Stadtpark wird eine Großbildleinwand aufgestellt. Das Stadion mit 30.000 Zuschauern ist, so Grynyk, ausverkauft.

Bier-Produktion erhöht

Dass deutsche Fans gerne Bier trinken, ist in der Ukraine bekannt. "Es gibt zwei Brauereien in Lemberg, beide haben für die EM ihre Produktion erhöht. Ich hoffe, dass alle Besucher genug Bier bekommen", sagte die Chefin der Tourismusbehörde.

Die Hoteliers haben noch nicht das große Geschäft gemacht. An Spieltagen sind die 6000 Zimmer zwar "zu 80 bis 88 Prozent" ausgebucht. "Die meisten kommen einen Tag vor dem Spiel und bleiben einen Tag danach", sagte Grynyk. Dazwischen allerdings stehen rund die Hälfte leer. Die Preise sind ein Grund, warum die meisten Fans nur zu den Spielen anreisen und einen längeren Aufenthalt scheuen. Sie liegen je nach Art der Unterkunft bei "25 bis 500 Euro pro Nacht", so Grynyk.

Immerhin 23 Prozent der Hoteliers haben die Preise für die EM um mehr als 200 Prozent angehoben, heißt es in einer Erhebung der Tourismusbehörde. Die günstigen Unterkünfte sind vor allem Jugendherbergen, Campingplätze und Wohnheime. Zu den 6000 Hotelbetten kommen 1200 in Hostels und 800 in Apartments.

940 freiwillige Helfer, die sogenannten Volunteers, sind in der 790.000-Einwohner-Stadt auf den Beinen, um den Besuchern aus ganz Europa zu helfen. Ihre Hilfe ist auch notwendig, denn englisch oder deutsch sprechen nur wenige. In den meisten Restaurants sind die Speisekarten ausschließlich auf ukrainisch. "Es gibt aber Fan-Menüs, die schnell und problemlos bestellt werden können", sagte Grynyk.

Fans sind noch rar

In der Altstadt, die als UNESCO-Weltkulturerbe das Flair der k.u.k.-Zeiten verbreitet, sind Fans in Trikots allerdings noch eine Rarität. Ein Einheimischer mit Holland-Shirt hatte sich den Spielplan offenbar nicht richtig angeschaut: Oranje spielt gar nicht in Lemberg.

(sid)
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