Nur Fünfter in der Liga CL: Walisischer Meister Cardiff bietet Play-Off-Spiel an

Liverpool (rpo). Das Finale der UEFA Champions League zwischen dem FC Liverpool und dem AC Mailand war spektakulär. Ausgerechnet die bis dato besten Abwehrreihen der europäischen Königsklasse ließen am Donnerstagabend in Istanbul bis zum Ende der regulären Spielzeit jeweils drei Treffer zu. Dennoch standen beide Teams zu Recht im Endspiel, wie die 90 Minuten in Istanbul zeigten.

Die Italiener können nun ihre Wunden lecken und in der kommenden Saison als Vizemeister ihres Landes als gesetztes Team einen neuen Anlauf starten. Auf die "Reds" wartet auf jeden Fall noch der UEFA-Superpokal. In exakt drei Monaten, am 26. August 2005, stehen sich Liverpool und der UEFA-Pokal-Sieger ZSKA Moskau in Monaco gegenüber. Ob die Engländer dieses Duell als neuerlicher Teilnehmer der Champions League bestreiten werden, ist aber weiterhin ungewiss.

Die automatische Qualifikation des Titelverteidigers hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) vor einigen Jahren abgeschafft und ihren Mitgliedsverbänden die Teilnahmeregelung überlassen. Im Normalfall stellt dies auch kein Problem dar. Je nach Anzahl der Startplätze ergibt sich dies automatisch aus den Abschlussplatzierungen der nationalen Meisterschaften. So hatte beispielweise der FC Porto als letztjähriger Sieger der Champions League auch den direkten Startplatz durch den Gewinn der portugiesischen Meisterschaft sicher.

Doch die "Reds" beendeten die Saison nur als Fünfter und wären damit nur im UEFA Cup teilnahmeberechtigt. In einem ähnlichen Dilemma befand sich im Sommer 2000 der spanische Verband. Auch Real Madrid gewann die europäische Königsklasse und belegte in der Primera Division nur Rang fünf. Kurzerhand wurde das viertplatzierte Real Saragossa zugunsten einer Teilnahme der "Königlichen" geopfert und in den UEFA Cup abgeschoben. Die englische Football Association (FA) hat diesen Sonderfall in ihren Statuten aber nicht vorgesehen. Vielmehr gilt im Mutterland des Fußballs nur die sportliche Qualifikation über die Premier League.

Eine Ausnahmeregelung, wie sie in Spanien Anwendung fand, kann sich die FA aufgrund der brisanten Konstellation in der Abschlusstabelle der englischen Liga auch nicht erlauben. Dies würde vor allem in Liverpool zu einem großen Proteststurm führen. Denn auf dem vierten Platz schloss ausgerechnet der FC Everton, der Lokalrivale der "Reds", die Saison ab.

Bereits am 5. Mai 2005 hatte die FA in einer offiziellen Erklärung mitgeteilt, dass nur die Abschlussplatzierung in der Premier League für die Teilnahme an der Champions League relevant sei, auch wenn Liverpool das Finale gewinnen würde. Gleichzeitig regte der Verband für diesen Fall einen zusätzlichen Startplatz für die "Reds" an, bezeichnete dies aber als Aufgabe der UEFA. Die FA kündigte lediglich ihre Unterstützung für ein derartiges Vorhaben an.

Nach momentanem Stand findet die UEFA Champions League in der kommenden Saison also erstmals in ihrer Geschichte ohne den Titelverteidiger statt, denn auch die UEFA hat sich an ihre Regularien zu halten. Aber noch hat man in England nicht aufgegeben. In einem Interview auf der offiziellen Homepage des englischen Verbandes kündigte FA-Generaldirektor Brian Barwick am Donnerstag an, weiterhin den Dialog mit der UEFA zu suchen, um einen zusätzlichen Startplatz für Liverpool zu erwirken.

Barwick verteidigte in diesem Zusammenhang erneut die Entscheidung der FA, zeigte aber auch Verständnis für die Zwangslage der UEFA. Gleichzeitig gab er dem europäischen Verband aber auch zu bedenken, dass sein eigener Wettbewerb, der den Namen Champions League trägt, nicht ohne den amtierenden Champion ausgetragen werden könne.

Der FC Liverpool könnte aber durch die Hintertür einen Startplatz im früheren Landesmeister-Wettbewerb sichern. Der walische Champion TNS Cardiff, dem ein Platz in der ersten Qualifikations-Runde zusteht, hat dem englischen Rekordmeister ein Playoff-Spiel um die Teilnahme an der Qualifikation angeboten.

"Solch ein Spiel würde ein großes Medien-Interesse wecken. Wir wollen in die englische Premier League, und vielleicht hilft uns diese Partie, unsere Ziele zu erreichen", erklärte TNS-Präsident Mike Harris. Der Klubchef will die Europäische Fußball-Union (Uefa) um die Zustimmung für diesen Plan bitten.

Die Uefa will bei der Sitzung des Exekutiv-Komitees am 17. Juni über eine Ausnahmeregelung für die "Reds" beraten.

Der FC Liverpool hat in der abgelaufenen Champions-League-Saison durch den Titelgewinn insgesamt 17,3 Millionen Euro an Prämien kassiert. Das teilte die Europäische Fußball-Union mit. Die Lombarden können sich für den entgangenen Titel immerhin noch mit 15,04 Millionen Euro trösten. Alleine für den Endspiel-Sieg erhielt Liverpool 6,5 Millionen Euro. Für Milan war die Reise an den Bosporus 3,9 Millionen Euro wert.

In den veröffentlichten Beträgen für die beiden Finalisten sind noch nicht die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten sowie der Bonus aus dem TV-Pool enthalten. Im Vorjahr beliefen sich die Gesamteinnahmen von Liverpools Premier-League-Konkurrent Chelsea London als Großverdiener in der europäischen Eliteklasse auf rund 28,5 Millionen Euro.

Der deutsche Meister Bayern München als bester Bundesligist in der abgelaufenen Champions-League-Spielzeit kassierte inklusive Ticket-Einnahmen und TV-Pool-Beteiligung über 20 Millionen Euro auf dem internationalen Parkett. Für den Einzug ins Viertelfinale hatte der Champions-League-Gewinner von 2001 Prämien in Höhe von 8,3 Millionen Euro verbucht.

(afp)
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