Schalke feiert, Hertha zittert Raul geht mit Tränen — Rehhagels Sorgen bleiben

Gelsenkirchen · Schalke 04 hat Weltstar Raul mit dem 4:0 (1:0) gegen Hertha BSC königlich verabschiedet und gleichzeitig die Rückkehr in die Champions League perfekt gemacht. "König" Otto Rehhagel droht dagegen weiter der Absturz in die 2. Liga.

Bundesliga 11/12: Raul und seine Söhne sagen Adios
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Raul wischte sich die Tränen aus den Augen, reihte seine fünf Kinder nebeneinander auf und machte mit ihnen die Welle vor der Nordkurve. Noch einmal donnerten "Rauuuuuuul"-Sprechchöre durch die Arena, dann sagte der spanische Weltstar den 60.000 Schalker Fans "Adios". "Es war ein sehr emotionaler Moment, bei dem viele Tränen geflossen sind", sagte der 34-Jährige, nachdem er nach dem 4:0 (1:0) gegen Hertha BSC mit königsblauer Folklore und großen Gefühlen verabschiedet worden war.

"Dieser Verein und seine Fans sind einzigartig, so etwas gibt es nirgendwo anders, es hat mich sehr berührt", meinte er und berichtete: "Ganz ehrlich, meine beiden Großen haben gesagt, ich hätte hier bleiben sollen." Doch auf seine Söhne Jorge (12) und Hugo (9) hat der Superstar nicht gehört, deshalb schritt er mit ihnen, den Zwillingen Hector und Mateo (6) und der kleinen Maria (2) ein letztes Mal durch das Schalker Stadion, winkte immer wieder und las die zahlreichen Abschiedsgrüße auf Transparenten und Plakaten - vielleicht auch den originellsten Spruch: "Datt mit Raul erzähl ich meine Enkel".

Als eine Stunde nach dem Schlusspfiff Schalke noch immer den Abschied vom Königlichen zelebrierte und die Rückkehr in die Champions League feierte, war "König Otto" längst verschwunden. Bei himmlischen Mächten hatte sich Hertha-Trainer Otto Rehhagel noch kurz bedankt, zum letzten Mal seine Durchhalteparolen wiederholt, dann verließ er ganz schnell den Ort der Demütigung.

"Der Fußball-Gott hat uns noch eine Chance gegeben", sagte der 73-Jährige mit Blick auf die Tabelle, die vor dem letzten Spieltag weiter einen Zwei-Punkte-Rückstand auf den 1. FC Köln auf dem Relegationsplatz ausweist, und fügte an: "Die Enttäuschung ist groß, aber wir haben immer noch Hoffnung. Wir müssen weiter positiv denken und an den Klassenerhalt glauben."

Die Spieler, die sich gegen lange Zeit ideenlose Schalker willenlos in ihr Schicksal ergeben hatten, schwiegen nach der siebten Pleite im elften Spiel unter Rehhagel. "Wir sollen nichts sagen", erklärte Kapitän Christian Lell, und Torwart Thomas Kraft meinte: "Ich will nichts sagen, sonst muss ich aufpassen."

Einzig der gesperrte Lewan Kobiaschwili redete: "Es ist komisch, dass wir immer noch eine Chance haben. Aber es ist unsere letzte." Nur mit einem Sieg am nächsten Samstag gegen ihren Ex-Trainer Markus Babbel und 1899 Hoffenheim ist Platz 16 noch möglich, wenn gleichzeitig Köln nicht gegen Bayern München gewinnt.

Schalke bereitete indes nicht nur Raul einen königlichen Abschied, sondern feierte den dritten Platz und die direkte Qualifikation für die Königsklasse und die überraschende Vertragsverlängerung mit Flügelflitzer Jefferson Farfan. Der Peruaner, der nach astronomischen Handgeld-Forderungen lange mit einem Weggang geliebäugelt hatte, unterschrieb bis 2016, wie Manager Horst Heldt unter dem Jubel der Fans verkündete. "Das ist ein gutes Zeichen, dass wir nächstes Jahr eine schlagkräftige Truppe haben werden", erläuterte der Sportvorstand später.

Dieses Zeichen ist auch bei Klaas-Jan Huntelaar angekommen, der mit seinen Bundesliga-Saisontreffern Nummer 26 und 27 - den Pflichtspieltoren 45 und 46 - in der 32. und 88. Minute maßgeblich zum Champions-League-Einzug beigetragen hatte. "Dass Jeff verlängert hat, hilft auch mir", sagte der Niederländer und ließ durchblicken, dass er selbst nicht abgeneigt ist, länger als bis zum Vertragsende 2013 auf Schalke zu bleiben: "Ich fühle mich hier wohl, kann hier meine Leistung bringen, das macht mich froh, das weiß ich, und das gebe ich nicht weg."

Sein Ja zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung will er auch von den weiteren Personalentscheidungen der Königsblauen abhängig machen: "Ich habe Vertrauen in Horst Heldt, dass er wieder neue Stars nach Schalke holt." Für Raul, der zum Abschied sein 40. Tor im 98. Pflichtspiel für die Gelsenkirchener erzielte (84.), stehen interne Nachfolger bereit: Lewis Holtby, der zum entscheidenden 2:0 traf (73.), ist ebenso ein Kandidat für die "Zehn" wie Jungstar Julian Draxler, der meinte: "Die Fußstapfen sind nicht gerade klein."

(sid)
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