"Einmal Schalke, immer Schalke" Huub Stevens ist wieder zu Hause

Gelsenkirchen (RPO). Spätestens beim Bad in der Menge wusste Huub Stevens, dass er wieder zu Hause war. Ein Fan reichte dem alten und neuen Trainer von Schalke 04 über die Absperrung hinweg sein kleines Kind für ein Erinnerungsfoto, und der Niederländer musste nach dem ersten Training minutenlang Autogramme schreiben, Hände schütteln, Schultern klopfen. Huub Stevens ist zurück auf Schalke, und die Fans, die noch vor fünf Tagen den Rückzug von Ralf Rangnick betrauert hatten, schlossen ihren "Jahrhunderttrainer" direkt wieder in die Arme.

Bundesliga 11/12: Stevens trainiert wieder auf Schalke
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"Ich habe hier sechs Jahre lang gearbeitet, Schalke ist nicht irgendein Verein. Einmal Schalke, immer Schalke. Und so emotional, wie Schalke ist - da nimmst Du einfach viel mit. Entsprechend freue ich mich sehr, dass ich wieder hier bin", sagte Stevens, der die Königsblauen 1997 zum UEFA-Cup-Triumph geführt hatte und in seinem letzten Spiel 2002 den DFB-Pokal gewann.

3426 Tage danach trat er, mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet, die Nachfolge von Ralf Rangnick an, der am vergangenen Donnerstag wegen eines Burnout-Syndroms sein Amt niedergelegt hatte. Schon am kommenden Donnerstag gibt er sein Comeback auf der Traninerbank im Europa-League-Heimspiel gegen Maccabi Haifa (19.00 Uhr/Live-Ticker). Am Sonntag folgt das pikante Auswärtsspiel beim Hamburger SV, der selbst mit Stevens (57) verhandelt, die Gespräche wegen dessen Kontakten zum FC Schalke aber abgebrochen hatte.

Manager Horst Heldt stand derweil auf der ersten Pressekonferenz mit Stevens, der in Trainingsanzug und Badeschlappen erschien, vor zwei Dutzend TV-Kameras die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. "Wir haben in einer schwierigen Phase gesagt: Wir holen Huub Stevens nach Hause. Ich habe gemerkt, dass das Feuer in ihm noch brennt. Er konnte mir viel zu Schalke sagen, viel mehr, als ich selbst weiß", sagte Heldt.

Dass er und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bei der Entscheidung für Stevens auch in Richtung Rekordmeister Bayern München geschaut haben, bei dem Rückkehrer Jupp Heynckes gerade große Erfolge feiert, gab Heldt unumwunden zu: "Es war für uns ein wichtiger Punkt zu sehen, dass das auch in anderen Vereinen funktioniert, wenn ein erfahrener Trainer zurückkehrt. Wir wollten Stabilität und Sicherheit."

In einem Punkt, glaubt Stevens, sind die Bayern für Schalke aber derzeit unerreichbar. Er wolle "ganz oben mitmischen", sagte er, "aber die Meisterschaft ist, denke ich, vergeben, denn Bayern München spielt zu stark." Maximal der zweite Platz scheint drin - wie 2001, als Stevens wohl wie alle anderen für vier Minuten dachte, er habe Schalke vom "Meisterfluch" erlöst.

Um kurz nach neun am Dienstagmorgen hatten Manager Heldt und Finanz-Vorstand Peter Peters die Mannschaft informiert, um 9.57 Uhr betrat Stevens den Trainingsplatz, er begrüßte die rund 500 Fans mit einem freundlichen "Guten Morgen". Stevens, der einst den berühmten Spruch "Die Null muss stehen!" geprägt hatte ("Ich finde es lustig, dass da immer noch drüber gesprochen wird"), ließ gleich einmal drei Defensivspieler aus der zweiten Mannschaft vorspielen.

Ob er ein ähnliches Offensiv-Konzept wie Rangnick verfolgen wird, ist fraglich. Er wolle einen Fußball spielen lassen, "mit dem sich die Fans identifizieren können", sagte Stevens, aber er schränkte direkt ein: "Man muss sich auf die eigenen Qualitäten konzentrieren, aber auch auf den Gegner. Das war früher so, und das ist heute noch immer so." Auch Heldt betonte schon mal vorsorglich, dass Schalke zu viele Tore kassiere und er froh sei, "wenn die Null steht".

Einer, der in der Offensivabteilung eine Schlüsselposition einnehmen könnte, wird möglicherweise im Spiel gegen Haifa fehlen: Superstar Raul verletzte sich am linken Knöchel und musste das Training abbrechen.

Stevens, der sich seit seiner Entlassung bei Red Bull Salzburg im April um seine Familie gekümmert hat, hatte Schalke von 1996 bis 2002 trainiert und war danach zu Hertha BSC Berlin gewechselt. In seinem letzten Spiel auf der Schalker Bank, dem 4:2 im Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen am 11. Mai, wurde der "harte Hund" Stevens wegen Meckerns auf die Tribüne verwiesen, bevor er nach insgesamt zwei Pokalsiegen und dem Uefa-Cup-Triumph mit den "Eurofightern" mit dem "Pott" in der Hand Abschied feierte.

Zu viele Blicke zurück will Stevens nun nicht wagen: "Es ist nicht wichtig, was in der Vergangenheit war, sondern was heute und morgen ist. Es liegt viel vor uns."

(SID/jaso)
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