Mönchengladbach Superfan im Trainingslager

Mönchengladbach · In den 70er Jahren entschied sich Markus Schmalbach gegen Bayern München und für Borussia Mönchengladbach. Seit 15 Jahren lebt er in Italien. Von dort reist er zu den Spielen seines Vereins. Derzeit ist er in Belek. Wo sonst?

Es gibt Menschen, die lesen ein Buch, wenn sie sich entspannen wollen. Oder hören Musik. Sie gehen ins Theater, treffen sich mit Freunden, gehen zum Sport. Manche Menschen fliegen auch durch halb Europa, um ein Fußball-Spiel zu sehen, und fliegen nach zwei, drei Tagen sogar nach einer Niederlage mit einem Dauergrinsen wieder zurück nach Hause. So ein Mensch ist Markus Schmalbach.

Der 45-Jährige lebt in Italien, genauer gesagt, in Treviso, einer kleinen Stadt, 30 Kilometer von Venedig entfernt. Vor fast 15 Jahren zog der Geschäftsmann beruflich mit seiner Frau nach Südeuropa. Doch eine Liebe erlosch nie. "Ich bin Borussia-Fan seit den 70er Jahren", sagt er. "Damals gab es die Wahl zwischen Gladbach und Bayern. Ich habe mich für den schönen Fußball entschieden."

Die Zweitfamilie

Doch selbst, als der Fußball nicht mehr wirklich schön war und die Mannschaft immer erfolgloser wurde, änderte sich nichts. Er hat sich verschiedene italienische Teams angeschaut, Spiele sind der Stoff, den ein Fußball-süchtiger braucht. Doch emotional regte sich nichts. Deshalb fliegt Schmalbach seit Jahren zwischen 15 und 18 Mal nach Deutschland. Für Borussia. Der gebürtige Meerbuscher opfert ganze Wochenenden für Spiele, er reist der Mannschaft ins Trainingslager hinterher. Auch nach Belek.

Die Fans kennen ihn, den Italiener, der mit Vorliebe die Auswärtsspiele mitmacht. Dabei geht es ihm nicht so sehr um die aktuelle Mannschaft, um die Spieler. Denn aus dem Groupie-Alter ist er raus. Borussia ist seine Zweitfamilie. "Das ist etwas, was mich total begeistert", sagt er. "Ich treffe immer noch viele Menschen, die ich damals am Bökelberg kennen gelernt habe."

Die Hauptfamilie in Treviso macht das Spielchen mit. "Meine Frau ist eine Heilige", sagt Schmalbach, der fünf Kinder hat, mit einem Schmunzeln. "Doch erst, wenn ich meine schwarz-weiß-grüne Kluft anziehe, bin ich wirklich entspannt", betont er. Und das weiß auch seine Frau. Spiele vor dem Fernseher mit verfolgen zu müssen, das macht Schmalbach fertig. "Bei einer Niederlage geht die Laune in den Keller", sagt er. "Für meine Familie ist es sicherlich auch besser, wenn ich dann nicht da bin."

Es gibt viele schöne Dinge, an die sich Schmalbach erinnert. Europapokal-Touren oder grandiose Pokalspiele. Aber am schönsten sind immer noch die ganz normalen Wochenenden in Hamburg, Berlin oder München, "an denen ich mich mit meinen Freunden treffe und das Gemeinschaftsgefühl erlebe".

Zusammenzurechnen, wie viel ihn sein Hobby kostet, hat Schmalbach irgendwann aufgegeben. Mit Flügen, Tickets und Übernachtungen kommt pro Saison sicherlich ein ordentlicher dreistelliger Betrag zusammen. "Ganz ehrlich?", fragt der Auslands-Fans. "Das ist mir egal. Meine Liebe zu Borussia ist so groß, dass es das wert ist."

(RP/rl)
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