Missglückter Einstand als Box-Promoter Sturm wütet in Düsseldorf

Düsseldorf · Das Debüt von Promoter Felix Sturm ging gründlich daneben. Die Niederlage von Susi Kentikian war nur der negative Höhepunkt einer unglücklichen Woche.

Boxen: Kentikian weint nach Niederlage gegen Moreno
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Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Eine halbleere Halle, unzählige scheinheilige Absagen und als negatives i-Tüpfelchen ein verlorener Hauptkampf: Mit Verlaub, der erste große Boxabend von Felix Sturm hätte aus Sicht des früheren Weltmeisters kaum schlechter verlaufen können. Auch deshalb gab sich der 33-Jährige nach dem unbefriedigenden Debüt als Promoter für seine Verhältnisse überraschend selbstkritisch.

"Es lief nicht alles rund. Aller Anfang ist schwer und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen", sagte Sturm. Oder waren es einfach nur Durchhalteparolen? Denn fast im gleichen Atemzug lobte er sich und sein Team für einen "tollen Abend und wirklich schönen Sport".

Viele Absagenwenige Zuschauer

Aber der Reihe nach: Mit dem Fernziel angetreten, dem großen Konkurrenten Sauerland nach der Pleite des Hamburger Boxstalls Universum ein mögliches Monopol streitig zu machen, landete der Neu-Unternehmer Sturm schon zu Beginn der Woche auf dem harten Boden der Realität. Erst musste der hochgehandelte kubanische Schwergewichtler Mike Perez die Teilnahme an der "Super-Fightnight" absagen, dann sprang auch noch der frühere Weltmeister Ruslan Chagaev ab. Zu guter Letzt — die noch verbliebenen knapp 2000 Zuschauer im spärlich besetzten Castello in Düsseldorf hatten sich zumindest auf "Notlösung" Firat Arslan gefreut — fehlte auch dessen Name auf der im Nachhinein wenig prominent besetzten Kampfkarte.

Glücklicherweise verhinderte Sturms Protagonistin, Ex-Weltmeisterin Susi Kentikian, mit einem beherzten und engagierten Kampf ein komplettes Debakel. Oder vielleicht doch nicht? Denn die Punktniederlage der "Killer-Queen" brachte Sturm richtig in Rage. "Das ist so lächerlich. Jeder hat gesehen, dass Susi der wahre Champion ist. Wir werden Protest einlegen und sehen, was dann herauskommt", echauffierte sich der Ausrichter des Abends. Auch die geschlagene Hamburgerin verstand die Welt nicht mehr. "Ich habe sie getroffen, ich habe sie gespürt und war sicher, dass ich gewonnen habe", sagte Kentikian. Auch den hoffnungslosen Kampf gegen die Tränen verlor sie daraufhin.

Sturms Verschwörungstheorien

Und das Pulverfass Sturm, bis zu diesem Zeitpunkt trotz der Geschehnisse so besonnen und bedacht wie selten zuvor, explodierte in der Welt der Verschwörungstheorien dann doch noch. "Irgendwas", schimpfte der Box-Pate, "ist da nicht mit rechten Dingen zugegangen. Da muss jemand etwas gegen uns haben." Mit "jemand", dies war an diesem Abend ein offenen Geheimnis, meinte Sturm die WBA.

Als Kämpfer war er selbst in der Vergangenheit schon einmal mit dem Verband aneinander geraten. Eine Steilvorlage also, um mächtig Dampf abzulassen. "Gewisse Leute arbeiten einfach gegen uns, das ist doch offensichtlich. Wir bezahlen sie und sie verdienen gut, aber vielleicht stinkt unser Geld. Die WBA lebt von Champions wie Susi und mir", sagte Sturm.

Bei aller Neutralität hätte aber auch Sturm erkennen müssen, dass der knappe Sieg der US-Amerikanerin Carina Moreno zwar glücklich, aber sicher nicht ins Land der Märchen einzuordnen war. Sei es drum, für Felix Sturm war es ein Einstand zum Vergessen, geprägt von Pleiten, Pech und Pannen.

(sid)
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