Persönlich Sigrid Leuschner ... wechselt von der SPD zur Linken

Wenn langjährige Beziehungen beendet werden, bleiben Wunden zurück. Ganz besonders dann, wenn der Schlussstrich mit gewetzter Klinge gezogen wird. Sigrid Leuschner hat ihr Messer genau ins Herz der Sozialdemokraten in Hannover gesetzt. Eine Woche vor der Niedersachsen-Wahl verkündet die SPD-Politikerin nicht nur den Austritt aus der Partei, sie wechselt auch noch öffentlichkeitswirksam zu den Linken. Stephan Weil, der SPD-Spitzenkandidat und Bürgermeister von Hannover, ist brüskiert: "Rache war noch nie sympathisch", poltert Weil und wirft Sigrid Leuschner ein mangelhaftes Demokratieverständnis vor. Tatsächlich hat Leuschner diese Reaktion der Parteispitze bewusst gesucht. Es ist ihre Art, eine persönliche Enttäuschung zu verarbeiten.

Nach 44 Jahren in der Partei und 19 Jahren als Landtagsabgeordnete hat es die studierte Germanistin nicht verwunden, von einer Jüngeren ersetzt worden zu sein. Wie aus dem Nichts war vor einem Jahr die Gattin des Altkanzlers, Doris Schröder-Köpf, aufgetaucht, um Leuschner den angestammten Wahlkreis streitig zu machen. Die Führungsriege der Hannover-SPD stand hinter dem prominenten Namen, die Parteibasis hinter der Genossin. Leuschner klagte, man habe sie "ins offene Messer laufen lassen". Nach einem Abstimmungsmarathon setzte die SPD-Führung schließlich Wunschkandidatin Doris Schröder-Köpf durch.

Offiziell begründet Leuschner ihre neue Liaison mit der Linkspartei auch mit der inhaltlichen Leere der SPD. Bei Positionen zu Arbeitnehmerrechten sei sie nicht mehr einverstanden gewesen.

Und Peer Steinbrück, der Kanzlerkandidat, war nicht der Mann, der Leuschners erkaltete Liebe neu entfachen konnte. Im Gegenteil – seit seinen Aussagen zum üblichen Preis einer guten Flasche Wein habe sie sich von ihm abgewendet: "Man macht sich nicht über arme Leute lustig."

(RP)
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