Washington Romney beleidigt Obama-Wähler

Washington · Noch mehr Ungemach für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney: Nach Enthüllungen über Frust in seinem Wahlkampfteam ist nun ein Video aufgetaucht, in dem er sich abfällig über Wähler von Amtsinhaber Barack Obama äußert. "Es gibt 47 Prozent, die ihn unterstützen", sagt Romney, "Menschen, die von der Regierung abhängig sind, die sich für Opfer halten, die glauben, dass die Regierung eine Verantwortung hat, für sie zu sorgen, die glauben, dass sie einen Anspruch auf Gesundheitsversorgung hätten, auf Essen, auf Wohnung, auf was auch immer."

Die Worte fielen bereits im Mai. Dem Magazin "Mother Jones" zufolge, das den Mitschnitt veröffentlichte, wurde Romney bei einer geschlossenen Spendenveranstaltung in Boca Raton, Florida, offenbar heimlich gefilmt. "Dies sind Menschen, die keine Einkommensteuer bezahlen", hatte Romney angefügt, deshalb interessierten sie sich nicht für Steuersenkungen. Weiter meinte er: "Ich werde sie nie davon überzeugen, dass sie Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen sollten." Der ehemalige Investmentbanker versucht seit Monaten, das Image eines gefühllosen Geldmachers loszuwerden.

Für Obamas Kampagne kommen die Enthüllungen wie gerufen: Manager Jim Messina sagte, es sei schwer, als Präsident zu dienen, wenn man die Hälfte des Landes abgeschrieben habe. Der Ex-Gouverneur von Ohio, Tim Strickland, nannte es unfassbar, dass Romney praktisch die Hälfte der Bevölkerung herabwürdige. Er spreche von Menschen, die auf Hilfe angewiesen seien, weil ihr Einkommen nicht ausreiche, um für sich und ihre Familien zu sorgen: "Dass dies von einem vermögenden Mann kommt, der gerade mal 14 Prozent Steuern zahlt, macht die Äußerungen noch unglaublicher."

Romney selbst bat nach Bekanntwerden des Films eilig zu einer Pressekonferenz. Seine Bemerkungen im Mai seien "nicht elegant formuliert" gewesen, erklärte er. Distanzieren wollte er sich aber nicht: "Glauben wir an eine Gesellschaft, in der die Regierung zentral ist und mehr und mehr Wohltaten verteilt, oder glauben wir stattdessen an eine Gesellschaft des freien Unternehmertums, wo Menschen die Möglichkeit haben, ihre Träume zu verfolgen?"

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort