Vom Diktator zum Demokraten Hugo Banzer gestorben

La Paz (rpo). Im Alter von 76 Jahren ist am Sonntag der bolivianische Militär und Politiker Hugo Banzer gestorben. Hugo Banzer hat Bolivien drei Jahrzehnte geprägt und sich dabei vom grausamen Militärdiktator zum bekennenden Demokraten gewandelt.

Banzer putschte sich erstmals 1971 gegen den linksgerichteten General Juan Torres an die Macht. Auf internationalen Druck hin setzte er 1978 dann aber Wahlen an und übergab die Regierungsgewalt wieder Zivilisten. Anschließend kämpfte er dann fast 20 Jahre mit friedlichen Mitteln für die Rückkehr an die Spitze des verarmten Landes. Der Erfolg kam 1997, als er nach der Präsidentenwahl vom Parlament zum Staatschef gewählt wurde. Wegen des fortschreitenden Krebsleidens legte er dieses Amt jedoch im vergangenen August vorzeitig nieder.

Banzer wurde am 10. Mai 1926 als Sohn eines deutschstämmigen Großgrundbesitzers in Concepcion geboren. Nach dem Schulabschluss schlug er die militärische Laufbahn ein. Schon in den 60er Jahren war Banzer als begabter Offizier ein politischer Faktor im Lande.

Während der Militärdiktatur unter seiner Führung wurden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen 84 Regimegegner getötet, 69 Menschen verschwanden und mindestens 14 750 wurden entführt und gefoltert. Banzer dementierte diese Zahlen nicht, meinte aber lapidar, es habe sich bei den Opfern ja nicht gerade um "Engel" gehandelt.

Die Demokratie gestärkt

Banzer, der für die Menschenrechtsverletzungen nie zur Rechenschaft gezogen wurde, hielt Kritikern sein demokratisches Verhalten der vergangenen 20 Jahre entgegen. Auch seine Gegner räumen inzwischen ein, dass er die Demokratie gestärkt habe.

Nach zwei Präsidentenwahlen, 1985 und 1989, stellte Banzer jeweils seine eigenen Ambitionen zurück und ermöglichte im Parlament Mehrheiten für gegnerische Kandidaten. Anschließend erwies er sich als kooperativer und konstruktiver Oppositionsführer.

Seine letzte Amtszeit ab 1997 stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Koalitionsregierung aus der von Banzer gegründeten nationalistischen Partei ADN, der linken MIR und einer weiteren populistischen Partei musste wegen Korruptionsvorwürfen mehrmals umgebildet werden.

Außerdem löste das unter dem Druck der USA betriebene Programm zur Vernichtung illegaler Drogenfelder Rebellionen der armen Bauern aus, die bis heute anhalten.

(RPO Archiv)
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