Paris Farid Benyettou: Vom Hassprediger zum Pfleger

Paris · Das Hôpital de la Pitié-Salpêtrière ist eines der größten Krankenhäuser von Paris. In seiner Notaufnahme wurden die Opfer des Terroranschlags auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" versorgt. Gestern erfuhren die Franzosen in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Entsetzen, dass ausgerechnet Farid Benyettou, jener Hassprediger, der die beiden Attentäter einst zum radikalen Islam verführte, eben dort als Krankenpfleger arbeitet.

Benyettou, heute 33 Jahre alt, war damals ein selbst ernannter Prediger im Umfeld einer Moschee im 19. Pariser Arrondissement. Aber Benyettou predigte nicht nur, er rekrutierte unter den Jugendlichen des Viertels auch künftige Märtyrer für den Krieg im Irak. Chérif Kouachi, einer der beiden Pariser Attentäter, sollte ebenfalls dort gegen die amerikanischen Truppen kämpfen, wurde aber kurz vor dem Abflug verhaftet. Beide Männer wurden wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung zu Haftstrafen verurteilt.

Kouachi radikalisierte sich im Gefängnis weiter. Benyettou, der erst 2011 wieder auf freien Fuß kam, begann dagegen eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Im Dezember hatte er sein zweimonatiges Abschluss-praktikum in dem Pariser Krankenhaus angetreten. Am Mittwoch, am Abend der Anschläge, verschwand sein Name jedoch plötzlich von den ausgehängten Dienstplänen. Die Vergangenheit des Auszubildenden war seinen Vorgesetzten offenbar nicht unbekannt.

Er fühle sich nicht verantwortlich für die Taten seiner früheren Jünger, soll Benyettou nach französischen Zeitungsberichten anderen Pflegeschülern gegenüber gesagt haben, er habe doch "nur geredet". Seine Ausbilder schildern Benyettou als gelehrig und zuverlässig, im Kollegenkreis galt er nach den Worten einer jungen Auszubildenden als "nett, lustig und total beliebt".

(bee)
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