Beschwerlichen Weg bei Vollendung der inneren Einheit Einheitsfeier: Schröder wettert gegen Kleinmut

Magdeburg (rpo). Die Deutschen sollen sich nicht von Kleingeisterei und Kleinmut lähmen lassen, hat Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit gefordert. Es sei noch längst nicht alles erreicht, was man sich vorgenommen habe.

Powern statt mauern!
12 Bilder

Powern statt mauern!

12 Bilder
Foto: AP

Zum 13. Mal feierte Deutschland in Magdeburg den Tag der Wiedervereinigung. Bei den zentralen Feierlichkeiten in Magdeburg verwies Bundeskanzler Gerhard Schröder auf unbestreitbare Erfolge, warnte aber vor Kleingeisterei und Kleinmut angesichts des noch unbewältigten Weges. Hunderttausende vergnügten sich auf einem groß angelegten Bürgerfest. Am Abend stand ein Konzert von Udo Lindenberg und anderen bekannten Musikern auf dem Programm.

Schröder betonte im Rahmen eines Festaktes, der 3. Oktober werde immer ein Tag sein, "an dem wir uns an den Mut erinnern, mit dem die Deutschen in der damaligen DDR die Mauer zum Einsturz gebracht und das diktatorische Regime überwunden haben". Trotz der beeindruckenden Aufbauleistungen sei aber die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland bedrückend hoch. "Wir dürfen in unseren Anstrengungen bei der Vollendung der Einheit nicht nachlassen", mahnte Schröder. Erneut bekräftigte er die Notwendigkeit der von ihm angestrebten Reformen.

Hauptsorge ungleiche Verteilung von Arbeit

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), verwies auf die vielen Probleme, die trotz beispielloser innerdeutscher Solidarität noch immer nicht gelöst seien. Es gebe schon gut entwickelte Landschaften, wenn auch nicht überall und noch zu wenige, sagte der amtierende Bundesratspräsident. Als Hauptsorge nannte Böhmer die ungleiche Verteilung von Arbeit.

Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertesz unterstrich den Zusammenhang zwischen deutscher und europäischer Einheit. Der ungarische Schriftsteller sagte, es gebe jetzt eine neue Situation der allgemeinen Radikalisierung und Angst vor dem Terrorismus. Pazifismus sei keine angemessene Antwort, warnte der Literat und verteidigte in diesem Zusammenhang die Länder Osteuropas, die während des Irak-Krieges an der Seite der USA standen.

Deutschrocker Lindenberg war am Freitagmittag mit seinem bunt bemalten "Sonderzug aus Pankow" in Magdeburg eingefahren, nachdem die Lokomotive zuvor eine symbolisch aufgebaute "Mauer des lähmenden Pessimismus" aus Pappe zum Einsturz gebracht hatte. Lindenberg wurde von seinen Musikerfreunden Nina Hagen und Yvonne Catterfeld sowie dem Schauspieler Otto Sander begleitet.

Schröder begrüßte den Sonderzug mit den Fahrgästen auf dem Magdeburger Bahnhof. Es gebe immer noch Leute, die sich auf Mallorca besser als in Ostdeutschland auskennten, beklagte der Kanzler und fügte hinzu: "Die Mauer in den Köpfen muss weg."

Ostdeutsche sollen "Lehrlingsrolle ablegen"

Zum 13. Jahrestag der deutschen Einheit hatten bereits am Donnerstag prominente Politiker zu mehr Selbstbewusstsein aufgerufen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse appellierte an die Ostdeutschen, die "Lehrlingsrolle" abzulegen und sich gleichberechtigt am Reformprozess in Deutschland zu beteiligen. Der Unionspolitiker Wolfgang Schäuble warnte alle Bundesbürger vor zu viel Selbstmitleid.

Der Wirtschaftsforscher Rüdiger Pohl zog im TV-Programm der Deutschen Welle eine positive wirtschaftliche Bilanz der letzten 13 Jahre. "Es ist enorm viel erreicht worden", sagte der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung. Die deutsche Wirtschaft sei wettbewerbsfähig und noch immer dominierend in Europa. Allerdings gebe es einige drängende Probleme, darunter als größtes die Arbeitslosigkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort