Am Golf von Aden Bundeswehr nimmt erstmals Piraten fest

Potsdam (RP). Die deutsche Marine hält im Golf von Aden neun Seeräuber fest. Sie hatten einen Frachter angegriffen. Die Piraten befinden sich zurzeit an Bord der Fregatte "Rheinland-Pfalz”. Das bestätigte heute das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam.

Der Anti-Piraten-Einsatz der Bundeswehr
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Foto: AP

Die neun Afrikaner seien mit ungewöhnlicher Brutalität gegen den Frachter "MV Courier” vorgegangen, sagte der Bundeswehrsprecher. Sie hätten das Handelsschiff der deutschen Reederei Gebrüder Winter heute morgen kurz nach sieben Uhr angegriffen und sofort ohne Vorwarnung mit Panzerfäusten und Maschinengewehren das Feuer eröffnet. Offenbar gab es an Bord aber keine Verletzten.

Der Frachter, der sich im überwachten Transit-Korridor zwischen Somalia und dem Jemen befand, setzte sofort einen Funknotruf ab. Zwei Bordhubschrauber der deutschen Fregatte und des US-Kriegsschiffs "Monterey” eilten zur Hilfe und wehrten den Piratenangriff zunächst mit Warnschüssen ab. Dann kreisten sie mit schussbereiten Bord-Maschinengewehren drohend um das Piratenschnellboot und verhinderten so seine Flucht.

Die beim ersten Notruf rund 50 Seemeilen entfernte "Rheinland-Pfalz” erreichte den Tatort kurz vor zehn Uhr. Soldaten der Marine-Schutzkräfte enterten das Boot und nahmen die Piraten fest. Sie leisteten keinen Widerstand.

Nun haben die Juristen das Wort: Experten des Justiz- und Verteidigungsministeriums sowie des Auswärtigen Amtes prüfen die komplizierte Rechtslage. Die Festgenommenen können der für Straftaten auf See zuständigen Staatsanwaltschaft in Hamburg nur dann übergeben werden, wenn deutsche Interessen berührt sind. Die "Courier” gehört zwar einer Hamburger Reederei, fährt aber unter der Flagge von Antigua und Barbuda und hat ausschließlich Seeleute von den Philippinen an Bord.

Möglich ist daher auch, dass die Piraten an die Amerikaner übergeben werden, die ein Abkommen mit Kenia geschlossen haben. Hier könnten die Seeräuber vor Gericht gestellt werden. Ungünstigstenfalls müssen sie freigelassen werden. Sie würden in diesem Fall in Somalia an Land gesetzt. Die Entscheidung muss in spätestens 48 Stunden, also bis morgen früh, gefallen sein.

(RP)
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