Kampf gegen Terror Big Brother sieht nichts

Wiesbaden (RPO). Neue Maßnahmen im Kampf gegen mutmaßliche Terroristen sorgen seit Tagen für Aufregung. Auf eine neue Technik wird Innenminister Schäuble aber weiterhin verzichten müssen: Foto-Fahndung an öffentlichen Plätzen. Das Bundeskriminalamt räumt nach einem Feldversuch am Mainzer Hauptbahnhof ein, dass die Technik noch nicht ausreichend funktioniert.

So will Innenminister Schäuble gegen den Terror kämpfen
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Foto: ddp

Dieses Fazit zog der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, am Mittwoch in Wiesbaden nach einem vier Monate dauernden Feldversuch im Mainzer Hauptbahnhof. Die Technik habe sich zwar enorm verbessert, für einen Einsatz im Polizeidienst reiche das aber noch nicht, sagte Ziercke. Er werde daher "dem Bundesinnenminister nicht den Einsatz bei der Terrorfahndung empfehlen", fügte der BKA-Chef hinzu.

Für den rund 210.000 Euro teuren Feldversuch im Mainzer Hauptbahnhof waren 200 freiwillige Teilnehmer, zumeist Pendler, fotografiert und die Fotos dann in einer eigens angelegten Datenbank gespeichert worden.

Dann wurden drei verschiedene Kamerasysteme mit Blick auf die zentrale Treppe in der Bahnhofshalle installiert. Aus rund 23.000 Reisenden pro Tag sollten sie die Teilnehmer des Versuchs herausfiltern. Zur Kontrolle wurden die Probanden mit einem Transponder ausgestattet, der dem Systeme anzeigte, wann sie im Bahnhof gewesen waren.

Einsatz gegen Terroristen und Hooligans geplant

Probleme gab es vor allem durch unterschiedliche Lichtverhältnisse und bei Bewegungen der Personen: Bei gutem Licht erreichten die besten Kameras zwar eine Erkennungsleistung von bis zu 70 Prozent, am Abend oder in der Nacht aber nur zwischen 10 und 20 Prozent. Sobald sich die Teilnehmer bewegten, eine Kapuze trugen oder nicht gerade in die Kamera schauten, konnten sie zumeist gar nicht erkannt werden.

"Erfolgreiche Erkennungen sind nur mit Frontalaufnahmen des Gesichts zu erreichen", das "kooperative Verhalten einer gesuchten Person wäre notwendig", heißt es dazu im Bericht des BKA.

Gefahren können nicht "verhindert" werden

Ziercke dagegen dämpfte solche Hoffnungen sofort. Um den Einsatz eines solchen Systems zu rechtfertigen, müssten "an die 100 Prozent" Erkennungsleistung erreicht werden, sagte der BKA-Chef und fügte hinzu: "Ich sehe derzeit keine polizeilichen Anwendungsbereiche."

(afp)
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