Parteigründer Lucke bestreitet Plan zur Spaltung AfD – eine Partei vor der Zerreißprobe

Berlin · Blockierte Mail-Verteiler, ein neuer Verein und schwere gegenseitige Vorwürfe – in der Alternative für Deutschland (AfD) wird inzwischen mit harten Bandagen gekämpft. Mitbegründer Bernd Lucke, der im Zentrum des Streits steht, will von Spaltungstendenzen seinerseits allerdings nichts wissen.

Bernd Lucke – Familienvater, Professor, Ex-AfD-Gesicht
15 Bilder

Das ist Bernd Lucke

15 Bilder
Foto: dpa, pse jak

Als die AfD sich gründete, war es die Kritik an der Eurorettung, die ihr Zulauf an Mitgliedern und auch Wählern bescherte. Doch inzwischen ist die Partei eher mit internen Querelen beschäftigt, anstatt durch Inhalte auf sich aufmerksam zu machen. Zwei Personen stehen dabei im Mittelpunkt: Parteimitbegründer Bernd Lucke und die Co-Vorsitzende Frauke Petry.

Lucke und Petry stehen für die beiden Flügel innerhalb der Partei – den wirtschaftsliberalen und den nationalkonservativen. Diese Flügel kämpfen nun mit immer härteren Bandagen gegeneinander. So hatte Luckes Flügel eine Kampagne gegen rechtsnationale Kräfte in der AfD gestartet, die immer mehr in Führungsgremien drängen. Daraufhin wurde Luckes Zugang zum Mailverteiler gesperrt.

Zehn Fakten und Hintergründe zur AfD
11 Bilder

Zehn Fakten zur AfD

11 Bilder
Foto: dpa, Bernd von Jutrczenka

"Heute nachmittag hat die Bundesgeschäftsstelle auf Anweisung von Frauke Petry und Konrad Adam meinen Zugang zum Parteimanager gesperrt, um den Versand dieser Mail zu verhindern", schrieb Lucke am Montag laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in einer Mail an die "Freunde der AfD". Zugleich wurde am Montagabend die Webseite weckruf2015 freigeschaltet, mit welcher der Parteichef Anhänger um sich scharen will.

Schon wurde gemutmaßt, am heutigen Dienstag könnte es zum großen Showdown kommen, doch der scheint – vorerst zumindest – auszubleiben. Denn Lucke betonte in Straßburg, dass er weder die Gründung einer neuen Partei noch eine Initiative zum Massenaustritt aus der AfD plane. Der neu gegründete Verein "Weckruf 2015" sei lediglich "der Versuch, die AfD zu retten".

AfD, Piraten, Schill - Parteien zwischen Höhenflug und Absturz
6 Bilder

AfD, Piraten, Schill - Parteien zwischen Höhenflug und Absturz

6 Bilder
Foto: dpa

"In den allermeisten Zuschriften offenbart sich eine große Unzufriedenheit mit dem Erscheinungsbild der AfD und dem Kurs, den einige ihrer führenden Vertreter einschlagen. Viele Mitglieder denken deshalb an einen Austritt oder fordern offen die Gründung einer neuen Partei", heißt es denn auch auf der neuen Webseite.

Nun scheint Lucke mit seinem "Weckruf" die einzige Alternative zu sehen, dem zu begegnen. "Wir sehen keine Zukunft in der AfD, wenn die Partei nicht denjenigen entschieden Einhalt gebietet, die pöbelnde Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen oder an den politischen Rändern unserer Gesellschaft hausieren gehen", heißt es in der Botschaft, die die Gruppe um Lucke an alle Parteimitglieder verschickte.

Neuss: Protest gegen Auftritt von Bernd Lucke
5 Bilder

Neuss: Protest gegen Auftritt von Bernd Lucke

5 Bilder
Foto: Woitschützke, Andreas

Allerdings hatte die Partei dies auch lange zugelassen. Schon in den Anfängen der AfD wurde ihr mehrfach vorgeworden, auch am rechten Rand zu fischen – was Lucke immer wieder bestritt. Auch als in der Partei selbst die Sorge darum wuchs, stritt Lucke dies ab. "Die Abgrenzung nach rechts wurde nie durchgesetzt. Das wird auch nicht mehr gelingen", sagte nun auch Lothar Wellmann, früheres Potsdamer AfD-Mitglied der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Doch auch wenn Lucke nun Spaltungstendenzen abstreitet, vom Tisch dürfte das Thema noch lange nicht sein. Denn im Juni steht der Parteitag an, auf dem die AfD ihre neue Führung bestimmen will. Spätestens dann dürfte es zum Showdown zwischen den Flügeln kommen. Insbesondere dann, wenn Lucke mit seinem neuen Verein viele Anhänger um sich scharen kann. Nach Informationen aus Parteikreisen sollen jedenfalls schon binnen zwölf Stunden mehr als tausend Mitglieder diesem Aufruf gefolgt sein.

Für den Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen Falter aber kann die Partei nur überleben, wenn beide Flügel zu einem Kompromiss kommen, wie er heute.de sagte. Denn ohne Euro-Skeptiker habe die Partei in den alten Bundesländern keinen Rückhalt und ohne die Nationalkonservative generell wenig Wähler.

mit Agenturmaterial

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort