Berlin Börsen nach Hollandes Wahlsieg auf Talfahrt

Berlin · Der Linksrutsch bei den Wahlen in Griechenland und Frankreich versetzte die Finanzmärkte in Unruhe. Der Aktienindex Dax stürzte am Morgen um 2,3 Prozent ab. Der Euro fiel auf ein Vier-Monats-Tief von 1,29 Dollar. Später erholten sich die Börsen etwas. Zugleich flohen die Anleger aus griechischen Anleihen: Der griechische Staat muss Investoren nun 22 Prozent Zinsen für eine zehnjährige Anleihe zahlen. Zum Vergleich: Für Bundesanleihen waren gestern 1,5 Prozent fällig.

In Griechenland verfehlten mit der konservativen Neuen Demokratie (ND) und der sozialdemokratischen Pasok die Verfechter der harten Sparprogramme die Mehrheit im Parlament um zwei Sitze. Schon am Abend gab ND-Chef Antonis Samaras den Auftrag zur Regierungsbildung zurück. Damit werden Neuwahlen im Sommer wahrscheinlicher.

Der Sozialist François Hollande, der mit 51,7 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten Frankreichs gewählt worden war, erklärte gestern: "In jeder Hauptstadt gibt es Menschen, die wollen, dass wir der Sparpolitik ein Ende bereiten." Damit schürte er erneut Sorgen, dass Frankreich den Fiskalpakt gegen das Schuldenmachen in Europa kündigt. Kanzlerin Angela Merkel lehnt Nachverhandlungen zum Fiskalpakt ab. "Das geht einfach nicht", sagte sie gestern. "Der Fiskalpakt ist beschlossen." Merkel betonte aber auch, dass sie mit Hollande schnell zu einem guten Arbeitsverhältnis kommen wolle. In Regierungskreisen hieß es, dass Hollande nach seiner Vereidigung am 16. Mai zu Merkel nach Berlin reisen könnte.

Im Haushaltsausschuss des Bundestages versuchten SPD und Grüne gestern, die Abstimmung über den Fiskalpakt hinauszuzögern. Union und FDP lehnten den Antrag mit ihrer Mehrheit ab.

(RP/jh-)
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