Moskau Neues Computer-Virus attackiert Netzwerke

Moskau · IT-Experten bezeichnen ihn als den machtvollsten Computer-Virus, den sie je gesehen haben: Das vom russischen Antivirus-Unternehmen Kaspersky Lab entdeckte Sabotage-Programm "Flame" spioniert seit über drei Jahren Computeranwender und Netzwerke im Iran, Nahen Osten und Nordafrika aus. "Seine Komplexität und Funktionalität übersteigt die aller bislang bekannten Cyber-Bedrohungen", sagte Firmen-Chef Eugene Kaspersky.

Private PC-Nutzer in Deutschland müssen sich aber nicht vor "Flame" fürchten, da das Programm stark auf politische und wirtschaftliche Cyberspionage ausgerichtet ist. Aus Westeuropa sind bislang keine Infektionen bekannt.

Der Computerschädling, der für Windows-PCs entwickelt wurde, ist mit 20 Megabyte vergleichsweise groß. Er besteht aus 20 einzelnen Software-Modulen, die noch nicht alle im Detail analysiert wurden. Einmal in einem Netzwerk platziert, pflanzt sich das Schadprogramm nahezu selbstständig fort. Es nutzt dafür Sicherheitslücken bei Windows und breitet sich beispielsweise über Schnittstellen für Netzwerkdrucker aus. Die Entwickler haben"Flame" zudem mit einer Nachlade-Option ausgestattet, so dass sie den Schädling um weitere Funktionen ausbauen können.

"Flame" dient vor allem zur Spionage: Er überwacht den Datenverkehr im Netzwerk, nimmt Bildschirm-Fotos (Screenshots) auf und protokolliert Tastatur-Eingaben. Außerdem kann er ein Mikrofon einschalten und Gespräche als Audio-Datei aufnehmen und versenden. "Flame" wird durch externe Computer über das Internet gesteuert. Mit bislang rund 600 entdeckten Infektionen wurde die Cyberwaffe eher selten eingesetzt. Mit 189 Fällen ist Iran besonders betroffen, aber auch Israel/Palästina (98), der Sudan (32) und Syrien (30).

(RP)
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