Wissen der Zukunft (3) Krankheiten werden früher erkannt

Düsseldorf (RP). Dank bildgebender Verfahren lassen sich Diagnosen künftig früher stellen denn je. Geräte wie der Computertomograf arbeiten schneller, die Auflösung der Bilder wird besser, und der Patient muss weniger Strahlenbelastung fürchten. Eine Übersicht über den Stand der Technik und Visionen für das Jahr 2020.

Neue Technologie zur Frühdiagnose
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Das Blaulicht heult, ein Patient wird mit Schmerzen in der Brust zur Klinik gefahren. Der Arzt schließt einen Herzinfarkt aus. Er schiebt den Patienten in die "Röhre", zur Computer-Tomografie. Das Herz des Kranken schlägt rasend schnell. Bei einem alten Gerät hätte ihm der Arzt Betablocker verabreichen müssen, damit sie den Blutdruck senken und das Herz beruhigen. Die Geschwindigkeit älterer Geräte reichte nicht aus, um ein wild pochendes Herz ohne Wackler abzubilden.

Dank fortschreitender Technik ist das heute kein Problem mehr. "Gerade ist das erste CT-Gerät auf den Markt gekommen, das einen Ganzkörper-Scan in fünf Sekunden macht", berichtet Frank Sarfeld vom führenden Hersteller Siemens. Parallel mit der erhöhten Geschwindigkeit nimmt die Strahlenbelastung für den Patienten mit jeder Entwicklungsstufe ab. Bei zehn Jahre alten Computertomografen, die in vielen Praxen wegen der hohen Anschaffungskosten noch laufen, kann die Strahlung bis zu 1000-mal so hoch sein wie bei einer Röntgen-Untersuchung.

Die Zukunft bringt einen Bruchteil dieser Strahlenlast sowie immer schnellere Geräte mit höherer Auflösung. Der Trend zeichnet sich auch bei der MRT ab, einem Diagnostik-Verfahren ohne Röntgenstrahlen. Es wird schneller, und besonders erfreulich für Patienten: Die Röhren werden größer. Während viele alte Geräte mit ihrem geringen Durchmesser noch Platzangst erzeugten, bieten die neuesten MR-Tomografen schon einen 70- Zentimeter-Querschnitt.

Viel versprechen zudem künftige Kombinationen von Geräten — ein Quantensprung für die optische Bildgebung. Die modernste Fusion ist ein Tomograf, der die PET, ein Verfahren der Nuklearmedizin, mit der CT kombiniert. Alle großen Hersteller bieten die Geräte bereits an. Sie verbinden eine anatomisch hochauflösende CT-Aufnahme mit den spezifischen Konturen der PET-Bilder. Dadurch können etwa die Stadien bösartiger Krebstumore in 30 Minuten abgebildet werden. Und das in einer Qualität, die dem Arzt eine differenzierte Beurteilung deutlich erleichtert.

In Vorbereitung ist nun das erste Hybridgerät aus MRT und PET. Für die reine Hirndiagnostik setzt die Universität Tübingen den ersten Tomografen ein. Ein weiteres Hybridgerät wird am Forschungszentrum Jülich aufgebaut. Die Forscher prognostizieren auch hier, dass das Verfahren besonders in der Onkologie einen signifikanten diagnostischen Mehrwert bringt.

Eine Vision, die darüber hinaus bis ins Jahr 2020 reicht: Früherkennungstechniken werden mit Bildgebungsverfahren kombiniert. Das kann so aussehen, dass ein Patient einen "Biosensor", einen kleinen Chip, ins Ohrläppchen implantiert bekommt. Dieser sendet Signale über Veränderungen im Körper auf das Handy. "Bitte gehen Sie sofort zum Arzt", meldet der Chip etwa. Der Arzt könnte dann die Krankheit im frühesten Stadium mit dem PET-MR-Scan lokalisieren.

(RP)
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