Ratgeber Die besten Mittel gegen Schädlinge

Düsseldorf · Im Garten könnte es so schön sein - wenn nur die Schädlinge nicht wären. Wie groß das Problem ist, zeigen die vielen Leserfragen zum Thema. Ein Experte des Pflanzenschutzdienstes gibt Antworten.

Der natürliche Feind des Gärtners ist seit jeher der Schädling. Das zeigt auch die überwältigende Resonanz auf unsere Leseraktion. Wir hatten dazu aufgerufen, uns Ihre Fragen rund ums Thema Schädlinge zu schicken, um sie von Experten beantworten zu lassen. Es kamen so viele Zuschriften, dass wir nur einen Teil davon berücksichtigen können - allerdings sind viele thematisch so gelagert, dass sie sich zu größeren Komplexen bündeln lassen. Mit den Antworten sollte damit ein erheblicher Teil der eingesandten Fragen abgedeckt werden.

Buchsbaumzünsler Mit Abstand die meisten Zuschriften erhielten wir zum Buchsbaumzünsler. Teils große Schäden schildern etwa Anneliese Ocker aus Kaiserswerth, Karin Schenk aus Kempen und Angela Jennes aus Mönchengladbach. Die Raupen des Kleinschmetterlings fressen Blätter und Rinde des Buchsbaums. Häufig gefragt wurde nach wirkungsvollen biologischen Präparaten, aber auch nach dem richtigen Zeitpunkt für die Behandlung. Pflanzenschutzberater Andreas Vietmeier vom Pflanzenschutzdienst Münster empfiehlt etwa "Raupenfrei Xentari" und "Insektenfrei Neem". "Beide müssen möglichst in einem frühen Entwicklungsstadium gespritzt werden", sagt Vietmeier. "Je älter die Raupen sind, desto schlechter wirken die Mittel. Viele Gärtner erkennen den Befall aber erst, wenn es zu spät ist." Ebenfalls wichtig: Es reicht nicht aus, den Buchsbaum einzusprühen, sondern die Substanz muss mit der Spritze in den Busch eingebracht werden, um die Raupen zu treffen. Wie es gewirkt hat, lässt sich nicht gleich am nächsten Tag beurteilen. "Da der Wirkstoff gefressen werden muss, sollte man schon eine Woche abwarten", rät Vietmeier. Finden sich dann noch viele lebende Raupen, wurde das Mittel falsch eingesetzt.

Natürlich lässt sich auch mit Chemie gegen den Zünsler vorgehen, der Wirkungsgrad liegt laut Vietmeier nach mehrmaliger Anwendung bei 70 bis 80 Prozent. Als wichtigste Maßnahme empfiehlt der Experte jedoch, die Raupen abzusammeln - auch wenn das oft mühsam ist. Entsorgt werden können die toten Tiere ruhig im Kompost. Befallene Buchsbäume sollten nicht radikal zurückgeschnitten werden, weil sie sonst wohl nicht mehr austreiben. Als Alternative zum Buchsbaum eignen sich Ilex-Arten, mit denen sich auch eine Hecke gestalten lässt. Ebenfalls als Hecke verwendbar ist laut Vietmeier die Stein-eibe. Sie sieht dem Buchsbaum zwar nicht ähnlich, wächst aber sehr langsam.

Wühlmäuse Viele Leser wie Klaus Schweikart aus Radevormwald und Theresia Schöls aus Haan verzweifeln an Wühlmäusen, weil gegen die Nager nichts wirklich hilft. Die Tiere ernähren sich von Wurzeln und Knollen. Auch Vietmeier hält wenig von Störgeräuschen, Gas und Fraßködern. Letztere werden oft nur in den Vorratsraum gebracht, das Gas - Phosphorwasserstoff, der in die Gänge geleitet wird -, kommt nicht überall hin. "Sinnvoller sind Fallen, weil man das Ergebnis kontrollieren kann", sagt Vietmeier. Die Fallen werden in den offenen Gang oder davor gestellt. Erde sollte man nicht auf die Fallen geben. Bei neuen Modellen bohrt man von oben ein Loch in einen Gang und steckt die Falle hinein. Die Geräte sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werden und einige Tage im Freien auslüften, um ihren Kunststoffgeruch zu verlieren. "Und nicht nach der ersten toten Maus denken, das Problem habe sich erledigt", sagt Vietmeier. Erst wenn der Fangerfolg zurückgeht, sollten die Fallen nicht mehr platziert werden.

Schnecken Erste Wahl ist das Absammeln, auch wenn einige Leser, etwa Hannelore Wingels aus Kleve, dies als mühsam und wenig erfolgversprechend beschreiben. Bierfallen bringen aber laut Experte nur etwas, wenn der Garten eingezäunt ist, da sonst mehr Schnecken angelockt werden. Nematoden, also Fadenwürmer, sogenannte Nützlinge, helfen nur gegen Ackerschnecken, nicht gegen die in Gärten verbreiteten Wegschnecken. Bleibt nur die Chemie mit dem sogenannten Schneckenkorn - wirksam, wenn auch nicht ganz so schonend für die Umwelt, ist vor allem Eisen-III-Phosphat und Metaldehyd. Vietmeier rät zudem, die Pflanzen nicht abends zu bewässern, damit sie trocken in die Nacht gehen.

Dickmaulrüssler Der Dickmaulrüssler greift etwa Rododendron, Lingusterhecken oder Glanzmispelbüsche an, zum Beispiel bei Regina Jagla aus Haan, Sabine Wellmanns und Edith Simons. Bekämpft wird die Larve biologisch mit Nematoden, die ins Blumenwasser gegeben werden. Dies geht aber nur im Frühjahr oder im Herbst, der Käfer selbst müsste mit einem Insektizid attackiert werden, was aber laut Vietmeier wenig erfolgversprechend ist. Dazu müsste der nachtaktive Käfer direkt mit dem Mittel benetzt werden.

Blattläuse Vor allem Rosen, etwa bei Marlis Schröder aus Ratingen, werden häufig von Blattläusen befallen. "Diese kann man meist sehr gut mit einem Wasserstrahl von Blättern abspritzen", sagt Vietmeier. Weil Nützlinge wie der Marienkäfer meist erst spät in Aktion treten, wenn die Zahl der Läuse sehr hoch ist, empfiehlt der Experte, schonende Pflanzenschutzmittel zu benutzen. Beispielsweise Rapsölpräparate oder Neudosan von Neudorff, das auf Basis von Kaliseife funktioniert. Selbst Seifenlösungen herzustellen ist verboten, und Vietmeier rät auch dringend davon ab, weil ein falsches Mischungsverhältnis den Pflanzen schadet. Ein Tipp des Experten: Niemals bei starker Sonneneinstrahlung spritzen, weil das aufgetragene Mittel wie eine Lupe wirkt und die Blätter so verbrennen können.

Wanzen Ursula und Karl Heinz Jommersbach aus Haan beschreiben ein Problem mit stinkenden Wanzen. Bei Gefahr sondern die Tiere, die im Herbst oft Überwinterungsverstecke suchen und in Wohnungen krabbeln, ein unangenehm riechendes Sekret ab, sagt Vietmeier. Dafür sind sie eher harmlos. Sie verursachen kleine Löcher in meist jungen Blättern, weil sie diese anstechen. Weil die Tiere sehr lichtscheu sind, sei es auch sehr schwierig, sie zu bekämpfen. Wie so oft auch bei den Schädlingen, gegen die sich besser vorgehen lässt, müsse man eine gewisse Population ertragen, sagt Vietmeier.

Seerosenblattkäfer Die Seerosen von Jutta Farnik aus Krefeld werden von einem Schädling angefressen. Dabei handelt es sich laut Vietmeier wohl um die Larve des Seerosenblattkäfers. Pflanzenschutzmittel sind in diesem Fall absolut tabu. "Auf keinen Fall dürfen diese Substanzen in Gewässer geraten", betont der Experte. Die einzige Möglichkeit: die Larven abzusammeln.

Unsere zwölfteilige Serie rund um den Garten neigt sich dem Ende zu. Am Samstag erscheint die letzte Folge mit dem Thema: Der perfekte Garten für Bienen und andere Insekten.

(RP)
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