Der Kölner Sinfoniker des Techno ist zurück

Elektronik Nach 17 Jahren Abwesenheit hat der Kölner Produzent Wolfgang Voigt noch einmal ein Album unter seinen Pseudonym GAS veröffentlicht. Die Platte heißt "Narkopop", und sie ist großartig. Und auch wer sich nicht für Techno und andere Spielarten des Elektronischen interessiert, möge sie sich bitte unbedingt anhören. Das ist Musik, in die man sich hineinstellen kann. Musik, in der man leben möchte.

Elektronik Nach 17 Jahren Abwesenheit hat der Kölner Produzent Wolfgang Voigt noch einmal ein Album unter seinen Pseudonym GAS veröffentlicht. Die Platte heißt "Narkopop", und sie ist großartig. Und auch wer sich nicht für Techno und andere Spielarten des Elektronischen interessiert, möge sie sich bitte unbedingt anhören. Das ist Musik, in die man sich hineinstellen kann. Musik, in der man leben möchte.

Voigt wählt Schnipsel aus Kompositionen von Mahler und Bruckner aus und schickt sie in seinen Sampler. Er legt Synthesizer-Flächen unter die verfremdeten Stücke, lässt die Basstrommel zu Hornmotiven und Streichern pulsieren und veredelt das Ganze mit einem künstlichen Rauschen, das von alten Vinyl-Schallplatten stammen könnte. Zusammengenommen ergibt das einen rein instrumentalen Klangnebel aus stehenden Sounds, der unheimlich ist und zugleich tief beruhigend.

Er hört sich ein bisschen so an, als spiele man Alben der Deutschen Grammophon unter einer Daunenbettdecke ab. Ambient heißt das Genre, und Voigt ist gemeinsam mit Brian Eno und Aphex Twin einer der wenigen Künstler, die in diesem oft zur Beliebigkeit neigenden Stil einen eigenen, sofort wiedererkennbaren Ausdruck gefunden haben. Im Grunde macht Voigt Techno in der Ästhetik klassischer Orchestermusik. Voigt ist auf seinem Feld ein Weltstar, er hat GAS zur Marke gemacht, seit 1996 die erste Platte unter diesem Namen erschien.

Meisterwerke wie "Königsforst" und "Zauberberg" waren Anlass für Debatten in den Feuilletons über deutsche Identität. Voigt sampelte Wagner und philosophierte über den Wald, seine Cover zeigten düstere Aufnahmen von Baumstämmen. Man wusste nicht so genau, was das ist, das man da hört. Und das lag daran, dass es neu war. Und unerhört. Voigt wird als Techno-Ingenieur geschätzt, jüngere Kollegen berufen sich auf ihn. Der 55-Jährige ist Kopf der Plattenfirma Kompakt, er hat unter Pseudonymen wie Mike Ink und Studio 1 maßgebliche Platten etwa für den Minimal-Techno veröffentlicht.

"Narkopop" ist nun eine kraftvolle Rückkehr zum Sinfonischen. Philipp Holstein

(RP)
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