200. Geburtstag des Ex-Präsidenten Abraham Lincoln - Obamas großes Idol

Düsseldorf (RP). Vor 200 Jahren wurde Abraham Lincoln geboren. Unter seiner Präsidentschaft wurden die Vereinigten Staaten wirklich vereinigt, die Sklaven befreit. Zudem definierte er in einer legendären Rede neu, was Freiheit für die USA und für die Welt bedeutet. Für Barack Obama ist Lincoln das größte Idol.

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Das Jahr 2009 hat es in sich: Barack Obama wird als erster Schwarzer Präsident der USA, und Abraham Lincoln, der als 16. Präsident und Sklavenbefreier in die Geschichte einging, wurde vor 200 Jahren geboren. Amerika huldigt einem neuen Hoffnungsträger und feiert einen alten, der als Begründer des modernen Amerika gilt. Obama sieht sich in dessen Nachfolge, er bezieht sich auf ihn, so als könne schon dies allein ihm Kraft und Kreativität vermitteln.

Die Zeiten, in denen Obama als 44. Präsident das höchste Staatsamt übernimmt, sind krisengeschüttelt. Die Wirtschaft liegt danieder, jeden Tag gehen Tausende Arbeitsplätze verloren. Die Absatzmärkte brechen weg, Banken gehen in die Knie, Fabriken schließen. Menschen fürchten die Zukunft. Das Land ist politisch gespalten. Außenpolitisch stehen die USA im Krieg in Afghanistan und im Irak. Angesichts der Herausforderungen droht Amerika die Überdehnung. Seine Glaubwürdigkeit hat schwer gelitten, in der Bush-Ära klafften moralischer Anspruch und Wirklichkeit zu oft und zu weit auseinander. Obama arbeitet an Amerikas Wiedergeburt. Er will die Rückbesinnung auf alte Werte.

Als Obama am 20. Januar auf sein neues Amt vereidigt wurde, lag seine Hand auf der Bibel, die einst Abraham Lincoln gehört und auf die der am 4. März 1861 seinen Präsidenteneid gesprochen hatte. Auch damals waren die Zeiten miserabel. Das Land stand vor der Zerreißprobe. Sieben der damals 34 Bundesstaaten hatten ihren Austritt aus der Union erklärt, andere folgten dem Schritt später. Am Ende waren es elf, die die "Konföderierten Staaten von Amerika" ausriefen. Eine Spaltung der Nation war für den erfolgreichen Anwalt Lincoln Verrat an der amerikanischen Verfassung. "Wir sind keine Feinde, sondern Freunde. Wir dürfen keine Feinde sein", rief er den Sezessionisten zu. Der ländlich geprägte Süden mit seinen Plantagen und Sklaven stand gegen den mehr industriell geprägten Norden, der die Sklaverei ablehnte.

Lincoln war nie ein Mann der Gewalt, gar des Krieges. Als er als Captain der Heimwehr 1832 im Black-Hawk-Krieg gegen die Sauk-Indianer zog, begegnete er zwar einer Rothaut, doch der rettete Lincoln das Leben. Als Lincoln als 16. Präsident vereidigt wurde, zeichnete sich der Bürgerkrieg bereits deutlich ab. Fünf Tage vor dem tödlichen Attentat (14. April 1865) auf den Präsidenten endete der Bruder-Krieg mit der Niederlage des Südens. Am Ende war das Land erschöpft und ausgeblutet. Große Teile des Südens waren zerstört, die Menschen demoralisiert. Der Sieg der Nordstaaten beendete offiziell das Verbrechen der Sklaverei, doch bis zur vollen Gleichberechtigung der Schwarzen war es noch ein weiter Weg.

Obama — ein zweiter Lincoln? Sicher ist, dass Obama ihn als politische Vaterfigur gewählt hat. Als er im Februar 2007 seine Kandidatur für die Präsidentschaft verkündete, tat Obama das vor dem Old State House in Springfield (Illinois). Dort hatte Lincoln seine politische Laufbahn begonnen und seine berühmte Rede "A House Divided" gehalten. "Ein in sich gespaltenes Haus kann keinen Bestand haben. Ich glaube, diese Regierungsform kann keinen Bestand haben, wenn sie auf Dauer halb für die Sklaverei, halb frei ist", sagte er in seiner Rede dort am 16. Juni 1858.

Den Reiseweg mit dem Zug, der Lincoln ins Präsidentenamt in Washington brachte, hatte Obama kurz vor Amtsantritt mit einem historisch ausstaffierten Sonderzug wiederholt. Nun legt er im Lincoln Memorial nahe den Wassern des Potomac am Fuße einer überdimensionalen Marmorstatue einen Kranz nieder. Lincoln ist für ihn nicht mythisch entrückt. Er markiert die Richtlinie in Barack Obamas politischem Tagesgeschäft.

Lese-Tipp Die neue Biografie von Ronald D. Gerste (Abraham Lincoln — der Begründer des modernen Amerika. Verlag Friedrich Pustet, 256 Seiten, 26,90 Euro) erzählt den Lebensweg des 16. US-Präsidenten und lässt die Höhen und Tiefen seiner Präsidentschaft während des Bürgerkrieges lebendig werden.

(RP)
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