Urlaub in South Dakota Präsidenten, Bisons und ein Krieger

Rapid City · Wer die Black Hills in South Dakota besucht, kommt immer wieder mit dem Thema Macht in Berührung. Herrscher des weißen Amerikas und der Ureinwohner sind hier in Granit und Bronze verewigt.

Unterwegs in South Dakota
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Foto: dpa-tmn/Christian Röwekamp

Auf Barack Obama warten sie noch in Rapid City, alle anderen Ex-Präsidenten der USA sind bereits versammelt. Über ihren Tod hinaus verehrte Idole wie John F. Kennedy und Ronald Reagan haben im Stadtzentrum ihre Plätze erhalten, aber auch weithin vergessenen Amtsinhabern wie John Tyler und Franklin Pierce sind dort Straßenecken gewidmet. Lebensgroß in Bronze gegossen, blicken die Statuen von Donald Trumps Vorgängern auf den Kleinstadtalltag im Südwesten South Dakotas - und auf die Touristen, die von Rapid City unterwegs sind in die Black Hills. Das Gebirge ragt auf zweifache Weise aus der Weite der amerikanischen Prärie heraus.

Erstens sieht man die gut 2200 Meter hohen Berge schon aus großer Distanz, wenn man von Osten auf Rapid City zufährt. Über dem endlos erscheinenden Weideland stellt sich kaum etwas dem Blick in den Weg. Zweitens finden sich in den Black Hills und etwas östlich davon so viele Attraktionen auf engem Raum, wie es nur an wenigen Orten zwischen Mississippi und Rocky Mountains der Fall ist. Der Mount Rushmore und die Präsidentenstatuen in Rapid City, das Crazy Horse Memorial, die Bisons im Custer State Park, die Mondlandschaft des Badlands Nationalparks und die alte Wildweststadt Deadwood: In kurzer Zeit bekommen Urlauber hier ganz Unterschiedliches zu sehen.

Der populärste Ort in den Schwarzen Hügeln ist Mount Rushmore. Für einen Besuch bietet sich der Vormittag an, wenn das Sonnenlicht direkt auf die Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt fällt. Sechs Meter lang die Nasen und jedes Auge mehr als drei Meter breit: So wurden von 1927 bis 1941 die Gesichter der vier US-Präsidenten in die Felsen gesprengt. Rund 400 Arbeiter holten 450 000 Tonnen Granit aus dem Berg, um einen Entwurf des Bildhauers Gutzon Borglum zu verwirklichen. Heute schauen sich jedes Jahr fast drei Millionen Besucher das Ergebnis an.

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Foto: bjul / Shutterstock.com

Die vier Präsidenten stehen für die Gründung der USA (Washington), ihre Expansion (Jefferson), ihren Zusammenhalt (Lincoln) und ihre Weiterentwicklung (Roosevelt). Für manche Amerikaner ist der Besuch von Mount Rushmore ein patriotischer Akt, ehrfürchtig schreiten sie an den Flaggen der 50 US-Bundesstaaten entlang zu einer Terrasse, die einen guten Blick auf die Köpfe bietet. Ein knapp ein Kilometer langer Fußweg mit 422 Treppenstufen führt Besucher von dort näher zu den Felsen, und von weiter unten betrachtet wirken die Granitporträts noch etwas imposanter als aus der Distanz. Nach oben, direkt zu den Gesichtszügen der vier Staatsmänner, führt allerdings kein Pfad.

Das ist beim Crazy Horse Memorial anders, das nicht mal 30 Kilometer weiter südwestlich entsteht und schon seit 1948 eine Großbaustelle ist. Hier können sich zahlende Besucher per Bus bis zur Spitze des Monuments hinauffahren lassen. Es erinnert an den Krieger Crazy Horse, der bis zu seinem gewaltsamen Tod 1877 für die Landrechte seines Volkes, der Lakota, kämpfte. Mit gewaltigen Dimensionen soll das Denkmal Mount Rushmore in der Zukunft klar übertreffen: 171 Meter Höhe, mehr als der Kölner Dom, und 195 Meter Breite.

Im Denkmalentwurf sitzt Crazy Horse mit wehenden Haaren auf seinem Pferd und zeigt mit dem linken Arm nach Osten. Der Bildhauer Korczak Ziolkowski und Lakota-Häuptling Henry Standing Bear hatten schon 1947 den Thunder Head als Ort des Erinnerns festgelegt, einen Gipfel, in denen sehr oft Blitze einschlagen. In rund 70 Jahren Bauzeit wurde schon viel von dem hier etwas rötlicheren Granit weggesprengt und -gemeißelt, doch von seiner Vollendung ist das privat finanzierte Projekt weit entfernt. Als fertig bestaunen können Besucher nur das fast 27 Meter hohe Gesicht.

Bis zum Jahr 2032 sollen immerhin auch der Zeigefinger, der Daumen, die große Pferdemähne, die rechte Schulter und das Haar auf der rechten Kopfseite fertig werden, sagt Touristenführer Anthony John Sterling. Korczak Ziolkowskis Kinder führen sein Werk fort, bis zu 14 Männer arbeiten fünf Tage pro Woche an der Skulptur, erzählt Sterling. Er klärt während der Busfahrt auch darüber auf, warum Crazy Horse mit dem ausgestreckten Arm über die Black Hills weist: „Er zeigt dahin, wo sein Volk das Land einst besaß und wo sein Volk auch begraben liegt. Und obwohl er nach Osten deutet, wissen wir sicher, dass er nicht in Richtung Washington D.C. zielt. Wenn das so wäre, würde er einen anderen Finger dafür nutzen, nicht den Zeigefinger.“

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Foto: Unplash/Ernests Vaga

Erinnerungen an die Zeit von Crazy Horse werden auch wach im Custer State Park, der weiter südlich in den Black Hills liegt. Dort gehen die Berge in offene Prärie über, und von der Wildlife Loop Road aus lassen sich die massigen Bisons beobachten, die hier leben. „Im Sommer haben wir etwa 1350 Tiere etwa, davon rund 450 Kälber, die im April und Mai zur Welt gekommen sind“, sagt Rangerin Luci Prucinsky. „Jedes Jahr im Herbst gibt es dann eine Auktion, um wieder auf die Überwinterungsgröße der Herde von 900 bis 1000 Tieren zu kommen. Die verkauften Tiere gehen in andere Zuchtprogramme oder zum Schlachter.“

Es gibt keine Garantie, die Bisons zu sehen, aber vor allem morgens und abends sind die Chancen ganz gut. Manchmal kreuzen die Tiere auch die Straße. Wer dann zum Fotografieren aussteigt, sollte 100 Meter Sicherheitsabstand halten. Auch wenn die Tiere träge aussehen, können sie gut 55 Kilometer pro Stunde laufen. „Und wenn dann 750 Kilogramm Masse auf einen zurasen, wird es rasch gefährlich“, sagt Prucinsky.

An die Bisons und ihre Geschichte erinnert auch das Museum „Tatanka - Story of the Bison“ bei Deadwood im Norden der Black Hills. Es zeigt unter anderem 14 überlebensgroße Bison-Bronzefiguren, die von drei Lakota-Kriegern zu Pferde in Richtung eines Abhangs gejagt werden.

„In der Wirklichkeit gab es das so nur für einen kurzen Zeitraum“, erzählt Museumsmitarbeiter Philipp Frame. Denn nach Jahrtausenden der Jagd zu Fuß stiegen die Lakota erst um das Jahr 1800 auf Wildpferde um, als diese von Süden her in ihr Gebiet vordrangen. Später machten dann Schusswaffen die Jagd einfacher, und es war nicht mehr nötig, Bisons über Klippen in der Landschaft in den Tod stürzen zu lassen.

Etwa vom Jahr 1860 an wurden die Bisons dann auch von weißen Siedlern gejagt und innerhalb von 25 Jahren beinahe ausgerottet. „Nur etwa 1000 Tiere waren noch übrig“, sagt Frame - heute leben wieder mehr als 400 000 Bisons in Nordamerika. Tatanka gehört dem Schauspieler Kevin Costner, dessen preisgekrönter Film „Der mit dem Wolf tanzt“ im Jahr 1989 zum Teil hier in der Nähe gedreht wurde und der seitdem die Black Hills oft besucht. Auch Kostüme aus dem Film sind in dem Museum zu sehen.

Deadwood ist nicht nur in Tatanka, sondern auch im Stadtzentrum ganz auf das 19. Jahrhundert eingestellt - es präsentiert sich als großes Freilichtmuseum so, wie es nach einem Brand 1879 neu aufgebaut wurde. Die Main Street wird im Sommer an sechs Tagen pro Woche zu einer großen Bühne mit viel Pulverdampf bei nachgestellten Schießereien. Im Zentrum steht dabei der „Saloon No. 10“, in dem am 2. August 1876 der Revolverheld Wild Bill Hickok hinterrücks erschossen wurde - seitdem heißt das Pokerblatt, das er in den Fingern hielt, „Dead Man's Hand“.

„Heute stirbt Wild Bill hier vier Mal am Tag“, erklärt Amanda Kille vom örtlichen Tourismusbüro das Schauspiel. Finanziert wird es aus den hohen Steuereinnahmen aus Glücksspielen, die in Deadwood seit 1989 wieder legal sind. In vielen Kneipen und Läden klimpern deshalb Automaten und versuchen Gästen, Geld aus der Tasche zu ziehen. Viele Touristen besuchen auch Hickoks Grab auf dem Mount-Moriah-Friedhof, wo er neben der Wildwestheldin Calamity Jane bestattet worden ist.

Die meisten Besucher der Black Hills zieht es auch in den Badlands Nationalpark, der etwa eine Autostunde östlich von Rapid City liegt. Regen, Wind und Flüsse, die im Laufe der Jahrtausende ihren Lauf veränderten, haben hier eine bizarr wirkende Landschaft geformt, die aus vielen verwitterten Hügeln besteht. Die Badlands Loop Road führt durch den nordöstlichen Teil des Parks, an mehreren Orten wie dem Pinnacles Overlook und dem Panorama Point bringen kurze Fußwege die Touristen noch näher an die brüchigen Felsformationen heran. Jeder Regenguss trägt hier mehr und mehr Sedimente ab.

Schon die Lakota nannten die Region „mako sica“ (schlechtes Land), weil sie schwer zu durchdringen ist. Die weißen Siedler übernahmen den Ausdruck, weil sie hier keine Landwirtschaft betreiben konnten. Heute bestimmt der Tourismus den Tagesablauf. Vor allem morgens und abends ist es faszinierend zu sehen, wie die Sonnenstrahlen an den Hügeln herunter- oder hinaufwandern. Manche Hobbyfotografen liefern sich dann einen Wettlauf mit der Zeit, um bei möglichst weichem, rotem Licht an verschiedenen Orten Bilder zu machen.

Der Präsident, in dessen Amtszeit die Badlands 1978 zum Nationalpark wurden, begegnet einem dann auch in der Freiluftgalerie der „City of Presidents“ in Rapid City: Jimmy Carter. Wann genau dort Barack Obama hinzugefügt wird, ist noch nicht bekannt. Örtliche Medien berichteten zuletzt, im Spätsommer oder Herbst 2018 werde es so weit sein. Wenn es nach vielen Bewohnern der Gegend geht, kann es anschließend gerne etwas dauern, bis die nächste Bronzestatue eines Mächtigen gegossen werden kann: Bei der Wahl 2016 gewann Donald Trump die vier Counties, in denen die Black Hills liegen, mit 62,4 bis 72,6 Prozent.

(ham/dpa)
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