Video-Blog Vergewaltigungs-Opfer will anderen Betroffenen Mut machen

Troisdorf · In Troisdorf wurde ein Serienvergewaltiger zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Stefanie ist eins seiner Opfer. Auf Youtube verarbeitet die 28-Jährige die Tat mithilfe eines Video-Blogs.

 Video-Bloggerin Stefanie aus Troisdorf.

Video-Bloggerin Stefanie aus Troisdorf.

Foto: Instagram/ Stefanie

Nach fünf Jahren hat Stefanie endlich wieder das Gefühl, Sicherheit auszustrahlen. Sie versteckt sich nicht mehr, trifft sich wieder mit Freunden.

"Ich bin jetzt bereit darüber zu sprechen, was in der Mainacht 2012 passiert ist. Was mein Leben komplett verändert hat und mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin", sagt die 28-Jährige in die Kamera. Seit einem Jahr führt sie ein Video-Blog auf YouTube, in der Folge vom 16. November spricht sie über ein Thema, das sie seit Jahren verfolgt.

In der Nacht zum 1. Mai 2012 war Stefanie nach ihrer Schicht bei McDonald's gegen 1.30 Uhr in Troisdorf auf dem Weg nach Hause. Plötzlich packte Alex S. die damals 23-Jährige von hinten, hielt ihr den Mund zu und zerrte sie ins Dunkle. Er zwang sie zum Sex, bedrohte sie mit einem Messer und nahm ihr 50 Euro ab. Die Vergewaltigung warf Stefanie komplett aus der Bahn. Aus einem lebensfrohen Menschen, der gerne vor die Tür geht, sei ein zurückgezogener Einzelgänger geworden, sagt sie über sich selbst.

"Ich habe zehneinhalb Jahre Zeit zu entspannen"

Am 16. November wurde der Troisdorfer wegen besonders schwerer Vergewaltigung in drei Fällen zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach der Urteilsverkündung geht es Stefanie "sehr gut" - auch wenn sie mit dem Urteil nicht ganz zufrieden ist. Die Staatsanwaltschaft hatte 13 Jahre gefordert. "Ich habe jetzt über zehn Jahre Zeit zu entspannen und kann damit anfangen, meine Träume zu verwirklichen", sagt Stefanie.

Den Prozess hat Stefanie im Gerichtssaal als Nebenklägerin verfolgt. Um sich vorzubereiten, recherchierte sie im Internet. Doch Erfahrungsberichte anderer Opfer konnte sie nicht finden. "Deshalb habe ich beschlossen, die nächsten Folgen meines Video-Blogs diesem Thema zu widmen." Stefanie, die online eigentlich über Kinder, Haushalt und Lebensmittel spricht, will anderen Opfern helfen und ihnen Mut machen.

Nur positives Feedback

In einem zweiten Video spricht die Troisdorferin über die Urteilsverkündung. Stefanie erzählt darin, wie es vor Gericht war. Sie macht ihren Zuschauern Mut und sagt, dass es dort nicht so schlimm sei.

26 und 13 Minuten dauern die beiden Sequenzen, Hunderte Kommentare reihen sich unter den Videoclips. "Wahnsinns Video. Respekt vor so viel Mut. Fühl dich gedrückt", kommentiert eine Nutzerin. "Ich hab ausnahmslos positive Rückmeldungen bekommen", sagt Stefanie. Niemand habe ihre Videos in Frage gestellt, vielmehr hätten sich Betroffene geöffnet und bei ihr bedankt.

Durch das Video hätten sich auch Bekannte bei Stefanie gemeldet, die sie vor Jahren aus den Augen verloren habe. "Auch meine Familie ist enger zusammengerückt", sagt sie.

Wichtig sei für Stefanie von Anfang an gewesen, dass sie in dem Video nicht zu emotional wirke, sondern sachlich. "Weinen und Gefühle zeigen kann ich im Kreise meiner Familie, mit dem Video möchte ich Kraft geben und Selbstvertrauen ausstrahlen."

(laha)
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