Jahresrückblick 2009 Die musikalischen Newcomer des Jahres

Düsseldorf (RP). Es gab viele bemerkenswerte neue Bands und Solo-Künstler in diesem Jahr. Die meisten von ihnen interpretierten Stile aus der popmusikalischen Vergangenheit neu oder machten aus zwei bekannten Richtungen eine unerhörte andere.

Rückblick 2009: Die Newcomer der Pop-Musik
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Little Boots etwa ließ die 80er Jahre aufleben, Synthie-Pop und Coolness. Ebony Bones verband den weißen New Wave mit schwarzem Soul und auf dem ersten Album des Band-Projekts The Dead Weather von Jack White (White Stripes) und Alison Mosshart (The Kills) gab es Bluesrock mit Punk.

Am aufregendsten hörte sich indes das Debüt der jungen Londoner Gruppe The XX an. Vier Schulkameraden, alle jünger als 20, begaben sich auf die Spuren der Young Marble Giants. Sie reduzierten die Anzahl der Töne, verlangsamten die Melodien und verzierten das Ganze sparsam mit elektronischen Tupfen. Der Minimalismus der Melancholie. Die Platte "XX" ist ein Ereignis, weil die Musik zu Herzen geht. Sie haben erst elf Lieder, aber darin tut sich ein Kosmos auf. Ihren ersten Zoff hat die Band derweil nicht ganz ohne Schaden überstanden. Keyboarderin Baria Wureshi verließ die Gruppe jüngst wegen "persönlicher Differenzen".

An La Roux kam man im Sommer nicht vorbei. Und ihre Nummer-eins-Singles "In For The Kill" und "Bulletproof" sind tatsächlich umwerfend. Viele denken, La Roux, das sei nur die 21-jährige Sängerin Elly Jackson. Aber La Roux ist ein Duo; Ben Langmaid gehört noch dazu, der arbeitete einst als Produzent im Umfeld von Faithless. Gemeinsam entwarfen sie eine zeitgemäße Version des Synthie-Pops der 80er Jahre, Eurythmics und Human League für 2009.

Leider enttäuschte der Sound auf der längeren Distanz, das Album "La Roux" bietet kaum eine Handvoll erwähnenswerter Songs. Immerhin lieferte das Duo die Vorlage für den Remix des Jahres: Dubstep-Produzent Skream drehte "In For The Kill" durch die Mangel. Dafür gab es eine Goldene Schallplatte in England, allein auf Youtube sahen sich mehr als vier Millionen Menschen das Stück an.

Ebenfalls blutjung sind die Mitglieder der Band The Pains Of Being Pure At Heart. Die New Yorker begaben sich auf ihrem selbstbetitelten ersten Album auf Zeitreise in die Hochphase des Shoegazing, des Schrammelpops á la My Bloody Valentine und Ride: feine Melodien hinter hohem Gitarrenwall. Sie wählen die liebliche Variante dieses Genres, Slowdive steht da Pate, und sie machen das herzerfrischend gut. Die gerade erst veröffentliche EP "Higher Than The Stars" hält das hohe Niveau — und gleichsam als Ritterschlag liefert die Band Saint Etienne einen wunderbaren Remix des Titelstücks.

In die andere Richtung, ins Herz der Finsternis also, geht das Debut der Österreicherin Anja Plaschg. Ihr unter dem Namen Soap & Skin veröffentlichtes Album "Lovetune For Vakuum" versammelt Stücke, die zwischen Pop und Neo-Klassik stehen. Die 20-Jährige wollte eigentlich malen, war Meisterschülerin von Daniel Richter und wandte sich dann der Musik zu. Die Titel "Thanatos" und "Marche Funébre" sollte man gehört haben. Dass sie ihre Songs als work in progress betrachtet, beweist ihre aktuelle Maxi-Single, auf der sie "Marche Funébre" in überarbeiteten Fassungen präsentiert.

Als letzte Platte soll das Solo-Debüt von Karin Elisabeth Dreijer genannt werden. Die Sängerin des Düster-Elektronik-Duos The Knife macht als Fever Ray hochverdichtete Drama-Pop, der bis an die Frostgrenze runtergekühlt ist. Verstörend, eindrucksvoll, eines der großen Alben des Jahres.

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