Frankfurt Wenn die Nachbarn Roma sind

Frankfurt · In "Bis zum Ende der Welt" spielt Christiane Hörbiger, eine Lehrerin, die von einer Roma-Familie genervt ist.

Maria Nikolai (Christiane Hörbiger), eine verarmte ältere Dame, wohnt alleine in einem Mietshaus in Hamburg, in das mehrere Roma-Familien mit Kindern eingezogen sind. Durch die neuen Bewohner ist der Lärmpegel angestiegen; immer wieder kommt es zu Rangeleien im Treppenhaus, die von der Polizei geschlichtet werden. Auch für die Mehrzahl der Beamten sind die Sympathien klar verteilt. Hart greifen sie gegen die Roma wegen kleinster Vergehen durch. Nur eine Beamtin beobachtet die Exzesse einiger Kollegen mit Entsetzen. Sie findet aber erst zum Ende des Films den Mut, sich selbst als Roma zu outen.

Sinti und Roma waren für die deutsche Politik lange nur ein Thema, wenn es um die Erinnerung an die Vernichtung von Menschen dieser Volksgruppe im Holocaust ging. Nach Jahrzehnten der Verdrängung stellte sich Deutschland endlich auch dieser Schuld. Doch in den vergangenen Jahren brachen die alten Vorurteile in der Bevölkerung wieder auf. Ursache ist die Zuwanderung aus den neuen EU-Ländern sowie den Nachfolgestaaten Jugoslawiens, die vor den unwürdigen Lebensbedingungen und der Diskriminierung in ihrer Heimat fliehen. Die rigorose Asyl-Politik spürte auch der Bosnier Nazif Mujic, gefeierter Gewinner des Silbernen Bären für die Verfilmung seiner eigenen tragischen Familiengeschichte in "Aus dem Leben eines Schrottsammlers". Sein Asylgesuch wurde 2014 in Berlin abgelehnt.

Mit den offenbar tief verwurzelten Vorurteilen der Deutschen gegenüber "Zigeunern" spielt auch der Film "Bis zum Ende der Welt", den die ARD heute um 20.15 Uhr ausstrahlt. Der Film läuft zum Auftakt des fiktionalen Programms innerhalb der ARD-Themenwoche "Toleranz".

Regisseur Matthias Tiefenbach bereitet das Thema facettenreich und ohne Sozialkitsch auf. Er beschönigt die tief sitzenden Vorurteile der Deutschen nicht. Es ist zweifellos ein Verdienst dieses Films, dass er die Probleme der Integration und der Kriminalität nicht verschweigt. Aber er betont zugleich die Vorzüge des Miteinanders.

"Bis zum Ende der Welt", ARD, 20.15 Uhr

(kna)
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