Hormonelle Verhütung geht in die nächste Testphase Verhütung: Was Mann machen kann

Düsseldorf (rpo). Lange Zeit wurde Verhütung als Aufgabe der Frau empfunden. Heute sehen sich immer mehr Männer in der Verantwortung. Abgesehen von Kondom und Sterilisation können sie bisher nicht mehr machen, als auf eine regelmäßige Einnahme der Pille bei ihrer Partnerin zu achten. Das könnte sich ändern. Eine Frau produziert normalerweise ein befruchtungsfähiges Ei pro Monat. Ein Mann hingegen zwischen 70 und 100 Millionen Samenzellen pro Tag und jede kann eine Schwangerschaft herbeiführen. Eine solche Menge für einen begrenzten Zeitraum unschädlich zu machen oder ihre Produktion zu verhindern ist schwer. Erste Experimente in den 60er und 70er Jahren, die männliche Spermienproduktion mit Baumwollsamenöl lahm zu legen schlugen fehl. Bei einem Drittel der Probanden kam es zu einer dauerhaften Zeugungsunfähigkeit.

Trotzdem scheint der Stopp der Produktion die bis heute aussichtsreichste Methode. Die Unternehmen Schering und Organon erproben jetzt in einer zweiten Testreihe an 350 Männern die Wirksamkeit einer hormonellen Verhütung für den Mann. Die Teilnehmer bekommen einmal im Jahr ein streichholzgroßes Implantat mit einem künstlichen Hormon, dem Gestagen. Es ist der gleiche Wirkstoff, wie er zur Verhütung bei Frauen eingesetzt wird. Das Hormon signalisiert dem Gehirn, dass genügend Testosteron, dem männlichen Sexualhormon vorhanden ist. Der Körper stellt daraufhin die Produktion ein. Da kein Testosteron mehr gebildet wird, werden auch keine Spermien mehr produziert.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkungen

Ohne Testosteron ist der Mann jedoch kein Mann mehr: Muskeln, Bart und Potenz schwinden. Deshalb bekommen die Probanden das Hormon alle drei Monate gespritzt. In der ersten Studie von Schering und Organon sank innerhalb von drei bis sechs Monate bei 75 Prozent der Männer die Spermienproduktion auf beinahe Null. Die gleiche Zeit benötige der Körper, um nach Absetzen der Medikamente wieder Spermien zu produzieren, heißt es bei Schering.

Doch auch der Hormoncocktail selbst hat Nebenwirkungen, die in einer zweiten Testphase reduziert werden sollen. Einige Männer bekamen Akne und haben zwei bis drei Kilo zugenommen. Während des Versuchs haben sie das als 'nicht so schlimm' empfunden, langfristig könnte das allerdings anders aussehen. Was nutzt einem die beste Verhütung, wenn einen niemand attraktiv findet? Auch die langfristigen Folgen der Hormongaben lassen sich bis jetzt nicht abschätzen. In den Sternen steht schließlich, ob die Männer sich wirklich auf das neue Mittel einlassen und ob die Frauen ihnen dann auch vertrauen - sie tragen schließlich die Folgen aus.

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