Fußfessel mit Nagel geknackt Taximörder wollte nach Russland radeln

Heidelberg (RPO). Mit einem Nagel hat der Taximörder vom Bodensee seine Fußfessel aufgebrochen und konnte aus der Psychiatrie fliehen. Er wollte sich mit dem Fahrrad nach Russland absetzen. Das hat die Polizei Heidelberg am Montag bekannt gegeben.

 Der Taximörder Andrej W. vor seiner Verurteilung im Februar 2011 vor dem Landgericht in Konstanz.

Der Taximörder Andrej W. vor seiner Verurteilung im Februar 2011 vor dem Landgericht in Konstanz.

Foto: dapd, dapd

Wie die Polizei nach der Vernehmung des am Sonntagabend wieder Gefassten mitteilte, hatte Andrej W. am Samstag seine Fußfesseln mit einem drei Zentimeter langen Nagel geöffnet und war durch eine Baustellenöffnung entkommen, nachdem er eine Mauer und einen Sicherheitszaun überwunden hatte.

Der 29-Jährige war am Samstagvormittag während seines Hofganges aus der geschlossenen Psychiatrie Wiesloch geflohen. Rund neun Kilometer vom Fluchtort entfernt ging er der Polizei rund 36 Stunden später in Zuzenhausen im Rhein-Neckar-Kreis ins Netz.

Eine Zivilstreife erkannte ihn, als er am Sonntagabend mit einem gestohlenen Fahrrad in Richtung Ortsmitte fuhr und konnte ihn nach kurzer Verfolgungsjagd stellen. Laut Polizei wurde Andrej W. vom Wagen der Zivilbeamten vom Rad gestoßen und ließ sich widerstandslos festnehmen.

Den Nagel, mit dem er seine Fußfesseln löste, will Andrej W. nach eigener Aussage in seiner Zelle gefunden haben. Den Nagel versteckte er in der Kordel seiner Jogginghose. Mit Hilfe einer ausgehängten Toilettentür kletterte er danach auf eine etwa 3,50 Meter hohe Mauer und überwand einen dahinter liegenden, noch höheren Sicherheitszaun mit Stacheldraht.

Baustellenloch in der Mauer des Psychiatriegeländes

Anschließend entkam der 29-Jährige durch eine Baustellenöffnung in der Außenmauer des Psychiatriegelände. Es gebe "keine Anhaltspunkte" dafür, dass Andrej W. bei der Flucht Hilfe hatte, sagte ein Polizeisprecher.

In der Vernehmung gab Andrej W. demnach an, er habe sich per Fahrrad über Nürnberg, Berlin und Polen nach Russland absetzen wollen. Während seiner Flucht brach der 29-Jährige laut Polizei vier Gartenlauben auf und stahl Kleidung und ein Fahrrad.

Um seine bei dem Ausbruch erlittenen Verletzungen an der Hand und beiden Unterarmen zu versorgen, stahl er aus einem Auto einen Verbandskasten.

Nach dem Flüchtigen war mit einem Großaufgebot von Landes- und Bundespolizei sowie speziellen Spürhunden und einem Hubschrauber mit Wärmebild-Kamera gesucht worden. Bahnhöfe, S-Bahn-Haltestellen, Autobahn-Raststätten und Parkplätze wurden kontrolliert.

Nach einer Untersuchung in einer Heidelberger Klinik wurde der 29-Jährige am Montag wieder in die Psychiatrie Wiesloch gebracht.

Andrej W. hatte im vergangenen Juni eine 32-jährige Taxifahrerin in Hagnau am Bodensee mit Stichen in den Hals ermordet. Tags zuvor hatte er eine andere Taxifahrerin niedergestochen und vergewaltigt.

Im Februar wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht ordnete für ihn zugleich die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, da er als vermindert schuldfähig gilt.

(AFP/pes-)
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