Offenbar neue Verteilaktion geplant Salafisten drucken 50.000 neue Korane

Berlin · Die umstrittene Koran-Verteilaktion fundamentalistischer Muslime wird nach einem vorübergehenden Stopp offenbar fortgesetzt. Einem Medienbericht zufolge hat das Ulmer Unternehmen Ebner & Spiegel im Auftrag des Salafisten-Vereins "Nur für Dich" 50.000 Koran-Exemplare gedruckt.

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Foto: afp, FETHI BELAID

Die Auflage sei fertiggestellt und solle am 19. Juni ausgeliefert werden. Die "Welt" beruft sich auf ein internes Auftragspapier von Ebner & Spiegel.

Druckerei entlässt Geschäftsführer

Für den Geschäftsführer der Ulmer Druckerei hat der Auftrag ein Nachspiel: Der Mann hat seinen Job verloren. Er habe einen entsprechenden Druckauftrag des Vereins "Nur für Dich e.V." alleine angenommen, ohne die Geschäftsführung der Holding CPI GmbH zu informieren, teilte diese am Mittwoch mit. Details nannte ein Sprecher nicht.

CPI habe die Fertigung und Auslieferung des aktuellen Druckauftrags gestoppt. Damit werde die Entscheidung vom April bestätigt, "und gilt auch für die Zukunft und die generelle Zusammenarbeit mit dem Kölner Herausgeber Ibrahim Abou Nagie".

Im April hatte die Druckerei die Koran-Produktion eingestellt, nachdem zuvor Kritik an dem Druck und der Verbreitung von mehr als 300.000 Exemplaren für die ebenfalls salafistische Organisation "Die wahre Religion" laut geworden war. Auch der neue Auftraggeber gehört nach Angaben der "Welt" zur Organisation des Kölner Salafisten Ibrahim Abou Nagie. Der Prediger ist Initiator der Koran-Verteilaktion "Lies!", bei der seit Oktober 2011 in deutschen Innenstädten bis zu 300.000 deutsche Koran-Übersetzungen kostenlos an Passanten verteilt und per Post verschickt wurden.

In den vergangenen Wochen hatte es keine Koran-Verteilstände von Salafisten mehr gegeben. Für die kommenden Wochen sollen laut Informationen der "Welt" allerdings neue Koran-Stände in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Hessen angemeldet worden sein.

Der Salafismus ist eine islamisch-fundamentalistische Strömung. Ihr Vorbild sind die "Vorfahren", arabisch "salaf", womit die ersten drei Generationen von Muslimen gemeint sind. Sie lebten nach Ansicht der Salafisten den "reinen Islam" der Frühzeit während und kurz nach den Offenbarungen Mohammeds. Die extremistische Gruppe strebt einen Gottesstaat an. Ein Teil der Salafisten ist zwar gegen Gewalt zur Durchsetzung dieses Ziels, allerdings existiert ein dschihadistischer Flügel mit Verbindungen zur islamistischen Terrorszene. In Deutschland ist der Salafismus laut Verfassungsschutz die dynamischste islamistische Bewegung.

(KNA)
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