Der neue Generalbundesanwalt "Immense Herausforderungen" für Harald Range

Karlsruhe · Zuerst bedankte er sich dafür, dass auch seine 91 Jahre alte Mutter zu seiner Amtseinführung nach Karlsruhe gekommen war. Am Ende zitierte der neue Generalbundesanwalt Harald Range Zeilen eines Liedes aus dem evangelischen Gesangbuch. Der unter dem düsteren Eindruck der rechtsextremen Mordserie ins Amt eingeführte Range weiß, dass er jede nur denkbare Unterstützung gebrauchen kann.

 Der neue Generalbundesanwalt Harald Range tritt sein Amt in unruhigen Zeiten an. Die Debatte um rechtsextremen Terror ist in vollem Gange.

Der neue Generalbundesanwalt Harald Range tritt sein Amt in unruhigen Zeiten an. Die Debatte um rechtsextremen Terror ist in vollem Gange.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)
sagte am Donnerstag auf dem Festakt im Gebäude der Bundesanwaltschaft, der bisherige Celler Generalstaatsanwalt übernehme die Leitung der Bundesanwaltschaft "in einer Zeit immenser Herausforderungen".

"Zeit zur Einarbeitung benötige ich nicht"

Doch Range gab sich auch selbstbewusst: "Zeit zur Einarbeitung benötige ich nicht", betonte der neue Chefermittler. Die Bundesanwaltschaft habe ihn seit dem 4. November - dem Tag der Zustimmung zu seiner Ernennung durch den Bundesrat - "ständig über aktuelle Verfahren informiert".

Range will nun die Zusammenarbeit des Bundes mit den Ländern auf dem Gebiet der Strafverfolgung optimieren. Die Suche nach einer verbesserten Kooperation aller am Strafverfahren beteiligten Stellen, besonders auch der Generalstaatsanwaltschaften der Länder, sehe er "als eine meiner wichtigsten zukünftigen Aufgaben an".

Die Besetzung des Spitzenpostens, der seit dem Ausscheiden von Generalbundesanwältin Monika Harms am 30. September vakant war, ging nun erst im zweiten Anlauf gut: Leutheusser-Schnarrenberger hatte zuvor mit der Nominierung ihres ersten Wunschkandidaten ein Fiasko erlebt. Der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl (FDP) hatte seine Bewerbung am 23. September in letzter Minute zurückgezogen, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass er wegen des Widerstands der SPD die Mehrheit im Bundesrat verfehlen würde.

Range will kein "Auslaufmodell" sein

Die fachliche Eignung Ranges für das Amt des obersten deutschen Strafverfolgers wurde hingegen von niemandem bestritten. Das FDP-Mitglied gilt in juristischen Fachkreisen "als Koryphäe". Bei seiner Amtseinführung sagte der 63-Jährige: "Einzelne mögen sagen oder meinen, ich sei eine mutlose Verlegenheitslösung, ein Auslaufmodell." Dies zu widerlegen sporne ihn jedoch an.

Range stand seit Januar 2001 an der Spitze der Generalstaatsanwaltschaft im niedersächsischen Celle und war damit Vorgesetzter aller Staatsanwaltschaften im dortigen Oberlandesgerichtsbezirk. Zudem hat er sich auf der europäischen rechtspolitischen Ebene viele Jahre in Spitzenpositionen betätigt.

Der weißhaarige Herr mit Brille und Schnauzer, der auch Publizistik studierte, hat zudem nach eigenen Worten "größtes Verständnis" für die Aufgabe der Medien. Das klang ganz anders als bei seiner Vorgängerin Harms, die ihren Abschied zu einer Generalabrechnung mit den Medien genutzt hatte.

Buback-Preis ins Leben gerufen

Die Bundesjustizministerin lobte Ranges "diplomatisches Geschick". Der 63-Jährige sei "in der Form höflich", aber "in der Sache bestimmt". Fachlich sei Range für seine neue Tätigkeit bestens gerüstet. Den notwendigen Ausgleich zu der "sicherlich auslastenden Tätigkeit" finde er als Fan auf dem Fußballplatz. In Celle hatte sich Range zudem ehrenamtlich in der Volkshochschule, im Lions-Club und als Richter in einem Schiedsgericht engagiert.

Der neue Generalbundesanwalt setzte bei seiner Amtseinführung auch einen weiteren Akzent. Er kündigte an, "zum fortdauernden Gedenken" an den 1977 von der linksterroristischen RAF ermordeten Generalbundesanwalt Siegfried Buback einen "Siegfried-Buback-Preis" auszuloben. Ihn sollen Persönlichkeiten erhalten, die die Arbeit der Staatsanwaltschaft "in ihrem Dienst an der Gesellschaft in lebensnaher Weise darstellen". Range betonte: "Zugleich soll es mein Beitrag sein, das deutsche Trauma der RAF-Zeit ein weiteres Stück zu verarbeiten und die Bedeutung des Rechts für das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft zu verdeutlichen."

(APD)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort