Nach Bombenfund in Potsdam Post warnt Kunden vor unbekannten Paketen

Potsdam/Düsseldorf · Der Potsdamer Bombenalarm vom Freitag hatte keinen terroristischen Hintergrund - die Post-Tochter DHL wird erpresst. Deshalb rät ein Sprecher den Kunden nun, nur Pakete zu öffnen, deren Absender ihnen bekannt ist.

Polizei evakuiert Potsdamer Weihnachtsmarkt
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Polizei evakuiert Potsdamer Weihnachtsmarkt

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Foto: Christian Pörschmann/dpa

Die Deutsche-Post-Tochter DHL wird erpresst. Hinter der am Freitag in Potsdam gefundenen Paketbombe stecken nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler ein oder mehrere Täter, die von dem Bonner Konzern eine Millionenzahlung fordern. Das erklärte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) gestern in Potsdam.

Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass der oder die Täter weitere Paketbomben in Umlauf bringen wollen. Ein DHL-Sprecher sagte unserer Redaktion: "In der jetzigen Situation sollte man nur Pakete von bekannten Absendern annehmen oder solche, die man selbst bestellt hat."

Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums sagte, es handle sich um ein "besonders perfides Vorgehen, bei dem die Täter den Tod Unbeteiligter offenbar eiskalt in Kauf nehmen". Ein vergleichbarer Sachverhalt sei aus Nordrhein-Westfalen derzeit nicht bekannt. Solange die Erpresser nicht festgenommen seien, müsse aber mit weiteren verdächtigen Paketen gerechnet werden. Deshalb rufe die Polizei auch in NRW die Menschen zu erhöhter Wachsamkeit im Zusammenhang mit Paketen auf.

Auffällige Rechtschreibfehler, Flecken oder Verfärbungen

Aufpassen soll man nach Polizeiangaben etwa bei fehlenden Absendern sowie bei handgeschriebenen und schlecht leserlichen Adressen, die nicht am üblichen Platz stehen. Auch auffällige Rechtschreibfehler, Flecken oder Verfärbungen an dem Paket sowie herausragende Drähte seien Alarmsignale. Entsprechende Sendungen sollen keinesfalls geöffnet werden. Stattdessen sollen Empfänger sofort die Polizei verständigen. Hinweise werden unter der Potsdamer Telefonnummer 0331 505950 und an jeder Polizeidienststelle entgegengenommen.

Auf die Frage, ob DHL eigene Sicherheitsmaßnahmen wie beispielsweise den Einsatz von Sprengstoff-Spürhunden in den Paketzentren plane, sagte der Sprecher: "Das ist angesichts der schieren Masse der Pakete aussichtslos." Wegen der Weihnachtszeit bearbeite der Konzern derzeit sieben Millionen Pakete pro Tag. An normalen Tagen seien es vier Millionen. "Das kann man nicht überwachen", so der Sprecher. Auch DHL betonte, Hinweise auf verdächtige Pakete in NRW gebe es bislang nicht.

Damit nimmt der Fall des Bombenalarms von Ende vergangener Woche eine überraschende Wendung. Am Freitagnachmittag hatte die Polizei in Potsdam einen Weihnachtsmarkt evakuiert, weil in einer benachbarten Apotheke ein verdächtiges Paket entdeckt worden war, das von Spezialkräften unschädlich gemacht wurde. Zunächst sah alles nach einem terroristischen Anschlagsversuch aus.

Ähnliche Briefbombe bereits Anfang November

Dass es sich stattdessen um eine Erpressung handelt, ging erst aus der Rekonstruktion eines sogenannten QR-Codes hervor, der bei der kontrollierten Sprengung zunächst zerfetzt worden war. Die markanten Muster aus schwarz-weißen Quadraten können mit entsprechender Software in Texte verwandelt werden. Beim Auslesen des QR-Codes sei das Erpresserschreiben geöffnet worden, hieß es jetzt in Potsdam.

Wie erst gestern bekannt wurde, tauchte eine ähnliche Briefbombe bereits Anfang November bei einem Online-Händler in Frankfurt an der Oder auf. Diese sei beim Öffnen in Brand geraten, hieß es. Dadurch verbrannte das Erpresserschreiben. In der Potsdamer Sendung sei aber auf die erste Tat Bezug genommen worden. Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um Täter aus Berlin oder Brandenburg. Weitere Details hält die Polizei aus taktischen Gründen geheim.

(tor)
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