Potsdamer Weihnachtsmarkt evakuiert Ein Böller, Nägel und viele offene Fragen

Eine Apotheke am Potsdamer Weihnachtsmarkt erhält ein verdächtiges Paket. Die Polizei findet jede Menge Nägel, einen "Polenböller" – aber keinen Zünder. Dennoch werden böse Erinnerungen wach.

Polizei evakuiert Potsdamer Weihnachtsmarkt
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Polizei evakuiert Potsdamer Weihnachtsmarkt

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Foto: Christian Pörschmann/dpa

Eine Apotheke am Potsdamer Weihnachtsmarkt erhält ein verdächtiges Paket. Die Polizei findet jede Menge Nägel, einen "Polenböller" — aber keinen Zünder. Dennoch werden böse Erinnerungen wach.

Einsatzwagen versperren die Zufahrt, ein Krankenwagen steht bereit, Zuschauer kommen nur bis zu einem Flatterband der Polizei. Dahinter herrscht Ruhe. Die Geschäfte sind geräumt, auch auf dem Weihnachtsmarkt ist niemand zu sehen. Die festliche Beleuchtung wirft ein unwirkliches Licht auf die Szene. Hier in der Potsdamer Innenstadt mit ihren gepflasterten Straßen und kleinen Altbauten soll in einer Apotheke ein gefährliches Paket mit einem Spreng- oder Brandsatz abgegeben worden sein - ganz in der Nähe des Weihnachtsmarktes.

Bombenentschärfer machen den Fund gegen 17.30 Uhr unschädlich. Es deute einiges darauf hin, dass das Paket nicht explosionsfähig war, weil kein Zünder gefunden worden sei, sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am frühen Abend. Neben Nägeln fanden Experten in dem Paket noch Batterien und einen sogenannten Polenböller. Ein Lieferdienst hatte das verdächtige Paket in einer Apotheke in unmittelbarer Nähe der Weihnachtsmarkt-Buden abgegeben. Von einem Terrorhintergrund ist nicht die Rede. Die Polizei ging am Abend der Frage nach, ob noch weitere Pakete verschickt wurden. Das Gebiet rund um die Apotheke blieb abgesperrt.

"Das lief alles freundlich ab"

Jaqueline Gramm, Inhaberin eines Modegeschäfts in der gesperrten Zone berichtet, wie sie den Polizeieinsatz erlebte: "Die Polizei kam am Nachmittag und sagte, ich müsse den Laden verlassen. Das lief alles sehr freundlich und entspannt ab. Ich habe jetzt noch meinen Laden abgeschlossen".

 Am Abend waren weite Teile des Weihnachtsmarkt schon wieder geöffnet.

Am Abend waren weite Teile des Weihnachtsmarkt schon wieder geöffnet.

Foto: Max Krone

Auch Nancy Schultz, Inhaberin eines Bekleidungsladens, lobte die ruhige Art der Sicherheitskräfte: "Ich wusste gar nicht, was passiert war. Die Polizei kam rein, ich hab alles stehen gelassen und bin gegangen. Erst später hörte ich davon. Es war erst viel los, alle Leute wurden aus dem Bereich gebracht. Ich fand das Ganze aber gut organisiert", sagte sie.

In der Apotheke hatte man die Brisanz des Pakets am Nachmittag sofort bemerkt. Der Inhaber sagte den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" (PNN), "dass da so komische Drähte herausguckten". Mitarbeiter trugen das Paket nach draußen und informierten die Polizei. Die wiederum sperrte die Gegend ab und rief schnell Spezialisten der Bundespolizei. Auch Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen waren unterwegs. Am Ende zerlegten die Spezialisten den möglichen Spreng- oder Brandsatz mit Hilfe eines Wasserstrahls.

"Wir lassen uns die Stimmung nicht verderben"

Der Vorfall dürfte die Diskussion um die Sicherheit auf deutschen Weihnachtsmärkten dennoch weiter anheizen - selbst wenn zunächst noch gar nicht klar ist, ob es einen direkten Zusammenhang gibt. Kurz vor dem ersten Advent hatten viele Märkte in Deutschland in dieser Woche bereits geöffnet.

Solana Schulz und Jennifer Maguhn aus Nauen trinken am Abend aber schon wieder Glühwein in Potsdam: "Wir waren heute Abend auf dem Weihnachtsmarkt verabredet und haben über Facebook von dem Vorfall erfahren. Gekommen sind wir aber trotzdem und lassen uns die Stimmung nicht verderben. Wir fänden es auch schlimm, wenn jetzt keiner mehr hier wäre. Denn das wollen die Leute, die so etwas machen doch erreichen", sagen die jungen Frauen.

(mit Material von dpa)

(maxk)
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