Studie Bis zu 4000 Euro Preisunterschied bei Kindergärten

Berlin (RPO). Dass Kinder ihre Eltern nicht unbedingt billig zu stehen kommen, ist keine Neuigkeit. Dass das Leben je nach Wohnort unterschiedlich teuer ist, auch nicht. Dass die Kinderbetreuung aber von Ort zu Ort Preisschwankungen von fast 4000 Euro unterliegen kann, ist dennoch kaum zu glauben. Doch eine Studie zeigt: Gerade da, wo viele Arme wohnen, ist der Kindergarten besonders teuer.

2008: Was zahlt man wo für den Kindergarten?
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Foto: ddp

So müssen Eltern mit mittlerem Einkommen in Cottbus für die Halbtags-Betreuung eines Fünfjährigen 1.572 Euro zahlen, Geringverdiener immerhin noch 840 Euro. Kein Vergleich zu Heilbronn: Die Stadt in Baden-Württemberg verzichtet seit Anfang des Jahres komplett auf Kindergarten-Beiträge - egal, wie viel die Eltern verdienen. Und das sind nur zwei Ergebnisse der Studie im Auftrag der Zeitschrift "Eltern" und der arbeitgebernahen Initiative Neue soziale Marktwirtschaft.

Gering- und Durchschnittsverdiener müssten je nach Stadt viel Geld in die Hand nehmen, um ihren Nachwuchs in die Kita zu schicken, kritisierte "Eltern"-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki. Zwar zahlen Familien mit einem Bruttoverdienst von nur 25.000 Euro im Jahr in neun der untersuchten Städten gar keine Kindergarten-Beiträge. In Göttingen und Wilhelmshaven werden sie dagegen mit 1.068 Euro zur Kasse gebeten. In Lübeck zahlen sie sogar 1.692 Euro im Jahr. "Diese Eltern müssen für den Kindergarten bis zu sieben Prozent ihres Jahreseinkommens ausgeben", erklärte Lewicki.

Im Durchschnitt nimmt der prozentuale Anteil am Bruttojahreseinkommen, den die Eltern für einen städtischen Kindergarten zahlen müssen, mit steigendem Bruttojahreseinkommen ab. Gutverdiener mit einem Familieneinkommen von 80.000 Euro und zwei Kindergarten-Kindern zahlen in Heilbronn null, in Zwickau 363 Euro und in Darmstadt 522 Euro. Am meisten zahlen wohlhabende Familien in Cottbus (3.692 Euro), Potsdam (3.696 Euro) und Minden (3.888 Euro).

Norddeutsche Kommunen am teuersten

Die Höhe der Elternbeiträge variiert auch nach Bundesländern: Norddeutsche Kommunen belasten die Eltern im Durchschnitt höher als Kommunen aus südlichen Bundesländern. In Nord- und Ostdeutschland seien die Gebühren für Geringverdiener oft kaum erschwinglich, kritisierte Lewicki. Dies führe zu einer sozialen Schieflage und behindere die Chancengleichheit in Deutschland.

Im Saarland, in Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Berlin bleibt immerhin das letzte Kindergartenjahr kostenfrei. So zahlen Geringverdiener in Berlin für ein vierjähriges Einzelkind 180 Euro pro Jahr. Gehen ein dreijähriges und ein fünfjähriges in den Kindergarten, kostet er nur 144 Euro. Berliner Eltern mit einem mittleren Einkommen von 45.000 Euro zahlen 876 beziehungsweise 701 Euro, Gutverdiener mit einem Einkommen von 80.000 Euro müssen 2.256 Euro für eins und 1.805 Euro für zwei Kinder berappen.

(ap)
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