"Das geht unter die Haut" Bayern trauert um Opfer des Seilbahn-Unglücks

München/Amberg (AP). Bayern trauert um die Opfer des schweren Seilbahnunglücks in Kaprun. Wie das bayerische Innenministerium am Montag in München mitteilte, kamen mindestens 29 Menschen aus dem Freistaat bei der Katastrophe am Kitzsteinhorn ums Leben. Ministerpräsident Edmund Stoiber zeigte sich am Morgen tief erschüttert. Er sei so betroffen, wie selten bei einem Ereignis, sagte der CSU-Vorsitzende am Montag in München. "Das geht einem unter die Haut." Für Montag hatte Stoiber im gesamten Freistaat Trauerbeflaggung angeordnet. Außerdem verschob der Ministerpräsident eine für Sonntag geplante einwöchige Nahost-Reise.

Eine Vorstandssitzung der CSU zum Thema Zuwanderung begann am Montagmorgen mit einer Trauerminute. Am Freitag wird Stoiber laut Staatskanzlei an der Trauerfeier im Salzburger Dom teilnehmen. Anfang nächster Woche solle in München eine zentrale Trauerfeier für Bayern stattfinden.

In Bayern sind weitere Trauergottesdienste geplant, wie der Landrat des oberpfälzischen Landkreises Amberg-Sulzbach, Hans Wagner, erklärte. Am kommenden Sonntag, um 15.00 Uhr, sei ein ökumenischer Gottesdienst in seinem Landkreis geplant, an dem auch der Ministerpräsident teilnehmen wolle, sagte Wagner. Der Ort stehe noch nicht fest. "Wir wissen nicht, ob die Kirche in Vilseck groß genug ist", erklärte der Landrat. Aus diesem Ort kamen mehrere Opfer des Unglücks.

Insgesamt stammen nach Angaben des Landrats 20 Todesopfer aus diesem Kreis. Sie hätten an einem Skiausflug des "Skiclubs Unterweißenbach" aus Vilseck teilgenommen. Die neun weiteren bisher bekannten Opfer aus Bayern stammten aus dem Chiemgau. Laut Wagner soll ein Spendenkonto eingerichtet werden, um vor allem Kindern, die ihre Eltern verloren hätten, und Auszubildenden zu helfen. Es herrsche "Trauer ohne Gleichen", sagte der Landrat.

28 Mitglieder der 48-köpfigen Gruppe des Skiclubs waren nach Angaben des Landratsamtes am Sonntagabend von Kaprun nach Vilseck unverletzt zurückgekehrt und wurden im Rathaus empfangen. "Sie sind der Hölle entronnen", sagte Wagner. Sie hätten sich nicht in dem Unglückswagen befunden.

Von einer Schülermannschaft des Skiverbandes Chiemgau starben fünf Kinder im Alter von 13 und 14 Jahren sowie zwei Trainer, sagte der Technische Leiter Alpin des Deutschen Ski-Verbandes, Walter Vogel. Auch die Freestyle-Weltmeisterin von 1999, Sandra Schmitt aus Mörfelden bei Frankfuirt am Main sei unter den Todesopfern. Ein Teil der Gruppe ist laut Skiverband eine Bahn früher gefahren und habe so überlebt.

In der Auskunftstelle am Münchner Flughafen riefen bis Montagmorgen nach Angaben des bayerischen Innenministeriums über 1.200 besorgte Menschen an.

(Besorgte Angehörige erreichen die Auskunfts- und Vermisstenstelle am Münchner Flughafen unter 089-97620.)

(RPO Archiv)
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