Massaker von Srebrenica Mladic will von nichts etwas gewusst haben

Belgrad (RPO). Beim Massaker von Srebrenica starben 8000 muslimische Jungen und Männer. Als Hauptverantwortlicher gilt den Ermittlern bis heute der nun in Haft genommene Ex-General Ratko Mladic. Der aber behauptet nun nach Angaben seines Sohnes, das Verbrechen sei ohne sein Wissen geschehen. Am Sonntag protestierten derweil Tausende gegen seine Festnahme.

Ratko Mladic - Karadzics rechte Hand
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Nach 16-jähriger Suche ist Mladic verhaftet. Das Jugoslawien-Tribunal der Vereinten Nationen will ihm wegen Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit den Prozess machen. Noch sitzt der ehemalige General in einem serbischen Gefängnis in Belgrad.

Am Sonntag besuchte ihn sein Sohn Darko. Was der nach seiner Rückkehr erzählt, dürfte in etwa den Erwartungen der Ankläger entsprechen: Der bosnisch-serbische Ex-General Ratko Mladic weist nach Darstellung seines Sohnes jegliche Verantwortung für das Massaker von Srebrenica von sich.

"Er hat gesagt, (...), er habe nichts zu tun gehabt" mit dem Massaker an rund 8000 muslimischen Männern und Jungen in der UN-Enklave Srebrenica in Bosnien 1995, sagte Darko Mladic am Sonntag in Belgrad nach seinem Besuch im Gefängnis. "Er hat so viele Frauen, Kinder und Kämpfer gerettet", sagte der Sohn. Sein Vater habe angeordnet, in Srebrenica "zuerst die Verletzten, die Frauen und in die Kinder in Sicherheit zu bringen, und dann die Kämpfer". Das Massaker sei vermutlich "hinter seinem Rücken" verübt worden.

Das in Den Haag ansässige UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien hat Ratko Mladic wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des bosnischen Bürgerkriegs der Jahre 1992 bis 1995 angeklagt. Vor allem wird Mladic für das Massaker von Srebrenica verantwortlich gemacht.

Der 69-Jährige war am Donnerstag nach fast 16 Jahren auf der Flucht in einem serbischen Dorf verhaftet worden. Die serbische Justiz genehmigte am Freitag seine Überstellung nach Den Haag. Mladics Anwalt kündigte allerdings an, am Montag Berufung dagegen einzulegen. Die Verteidigung verweist auf den schlechten körperlichen und geistigen Zustand des Angeklagten.

Am Sonntag sagte Mladics Anwalt Milos Saljic, sein Mandant habe gesagt, er bestehe darauf, vor seiner Überstellung nach Den Haag das Grab seiner Tochter zu besuchen. Sollten die Behörden dies nicht ermöglichen, werde er "zu Fuß nach Den Haag gehen", habe Mladic gesagt. Saljic zufolge hat sich der psychische Zustand seines Mandanten seit Samstag weiter verschlechtert.

Tausende Anhänger des bosnisch-serbischen Ex-Generals demonstrierten derweil am Sonntag in Serbien und Bosnien gegen die Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers. In der serbischen Hauptstadt Belgrad versammelten sich nach Angaben der Polizei fast 10.000 Menschen zu einer Protestkundgebung. Die Polizei war bei der Demonstration im Zentrum der Stadt mit einem Großaufgebot im Einsatz. Nach der Kundgebung kam es zu Krawallen. Mehr als hundert Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen.

Einige dutzend, überwiegend sehr junge, Demonstranten bewarfen die mit Schutzschilden und Schlagstöcken ausgerüsteten Polizisten mit Steinen. Sie warfen Rauchbomben und sangen nationalistische Lieder. Die Sicherheitskräfte konnten die Krawalle jedoch nach eigenen Angaben schnell beenden. Die Polizei habe die Lage vollständig unter Kontrolle, sagte der Polizeichef von Belgrad, Milorad Veljovic, der Nachrichtenagentur Beta. Mehr als 100 Menschen seien festgenommen worden, sagte Veljovic dem Fernsehsender Studio B. Fünf Demonstranten und zwei Polizisten wurden nach Angaben einer Sprecherin der Rettungsdienste von Belgrad bei den Zusammenstößen leicht verletzt.

In Mladics Geburtsstadt Kalinovik in Bosnien-Herzegowina versammelten sich am Sonntag etwa 3000 Sympathisanten, um gegen die Festnahme des Ex-Generals zu protestieren. Viele der Demonstranten waren ehemalige Soldaten der bosnisch-serbischen Armee, deren Kommandeur Mladic während des Bosnien-Krieges war.

(AFP/dapd/pst)
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