Kanada prüft Verwicklung in weitere Verbrechen Magnotta soll bald ausgeliefert werden

Berlin · Nach seiner Festnahme in Berlin soll der mutmaßliche Mörder von Montréal demnächst an Kanada ausgeliefert werden. Das Verfahren könne aber "einige Tage" dauern, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag in Berlin.

Gesuchter Killer aus dem Pornomilieu: Luka Rocco Magnotta
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Der 29-jährige Luka Rocco Magnotta soll Ende Mai einen Chinesen grausam getötet und zerstückelt haben; die kanadische Polizei prüft, ob weitere Bluttaten auf sein Konto gehen. Der bisexuelle Magnotta, der seine Tat gefilmt und das Video ins Internet gestellt haben soll, war am Montag in einem Berliner Internet-Café festgenommen worden.

Der Kanadier sollte am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden, wie der Justizsprecher weiter sagte. Den Beschluss zur Auslieferung könne das Gericht erst fassen, wenn die dafür nötigen Unterlagen aus Kanada eingegangen seien. Wo sich Magnotta in den vergangenen Tagen in Berlin aufhielt, war zunächst unklar. Es gibt keine Hinweise auf Straftaten.

Nach Auffassung der kanadischen Polizei könnte Magnotta hingegen für weitere ungeklärte Kriminalfälle in seiner Heimat verantwortlich sein. "Wenn man einem solchen Menschen gegenüber steht, denkt man an andere Verbrechen", sagte Polizeisprecher Ian Lafrenière, ohne Details zu nennen. Die Ermittlungen gegen Magnotta seien noch "weit davon entfernt", abgeschlossen zu werden.

Im kanadischen Ottawa war wenige Tage nach der Tat ein abgetrennter Fuß in einem Paket bei der konservativen Regierungspartei eingegangen. Ein weiteres Paket mit einer Hand sollte an die liberale Partei gehen, wurde aber in einem Postamt abgefangen. Die Leiche des Opfers, ein 32-jähriger chinesischer Student, wurde ohne Kopf in Montréal gefunden. Freunde des Chinesen widersprachen laut chinesischen Presseberichten aber der Behauptung, dass Magnotta eine Liebesbeziehung zu seinem Opfer gehabt habe.

Von Kanada nach Paris geflohen

Magnotta, der zeitweise als Pornodarsteller sowie Prostituierter gearbeitet hatte, war am Montagnachmittag in einem Internet-Café im Berliner Stadtteil Neukölln erkannt und wenig später von Polizisten festgenommen worden. Der 29-Jährige, der auch unter den Namen Eric Clinton Newman und Vladimir Romanov bekannt ist, leistete keinen Widerstand, versuchte aber zunächst, sich herauszureden. Am Ende gab er zu: "You got me!" ("Ihr habt mich!").

Der junge Mann war am 26. Mai mit der Fluglinie Air Transat vom kanadischen Montréal nach Paris geflogen, wo er sich mehrere Tage lang aufhielt. Ein französischer Mitreisender berichtete am Dienstag im Radiosender Europe 1, Magnotta sei während des Fluges unruhig gewesen und sei dann vorübergehend verschwunden. "Als er zurückkam, sah ich, dass er weinte." Der Franzose, der während des sechsstündigen Flugs neben dem mutmaßlichen Mörder saß, fügte hinzu: "Er war etwas schmutzig, die Haare rochen nicht gut."

Von Paris aus reiste Magnotta am vergangenen Donnerstag mit dem Bus nach Berlin. Die französische Polizei hatte die Videobänder des internationalen Busbahnhofes überprüft und dabei die Abreise nach Deutschland festgestellt. Magnotta war unter falschem Namen unterwegs: Laut französischer Polizei nannte er sich Tramell. So heißt auch die Hauptperson in dem Film "Basic Instinct" mit Sharon Stone, die einen Liebhaber mit einem Eispickel ermordet.

(AFP)
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