Terrorzelle in Frankreich Islamisten horteten Material für Sprengsätze

Paris · Ein Schock für die jüdische Gemeinschaft in Frankreich: Eine extreme Gefahr ging von den Islamisten aus, die am Wochenende festgenommenen worden waren. Eine Garage dient als Waffenlager.

Die Anschlagsserie in Toulouse
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Die Anschlagsserie in Toulouse

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Eine islamistische Terrorzelle hat in Frankreich offensichtlich im großen Stil Sprengstoff-Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant. Bei einer Durchsuchung in der Nacht zum Mittwoch fanden Ermittler zum Bombenbau geeignete Chemikalien wie Kaliumnitrat und Schwefel sowie Waffen. "Wir haben es hier ganz klar mit einer extrem gefährlichen Terrorzelle zu tun", sagte Chefermittler François Molins am Mittwoch nach den Durchsuchungen in der bei Paris gelegenen Gemeinde Torcy.

Die Chemikalien lagerten zusammen mit einer Pumpgun und einer Faustfeuerwaffe in der Garage eines Mannes, der am Wochenende gemeinsam mit elf weiteren Islamisten festgenommen worden war. In der Wohnung des mutmaßlichen Extremisten wurde nach den Worten des Ermittlers "eine Liste mit israelischen Einrichtungen" entdeckt. Die zwölf festgenommenen Männer würden nun weiter vernommen, sagte Molins. Der Polizeigewahrsam sei dafür ausnahmsweise auf fünf Tage verlängert worden.

Der mutmaßliche Anführer der Terrorzelle war bei dem Polizeieinsatz am Wochenende von der Polizei getötet worden. Nach offiziellen Angaben eröffnete er das Feuer auf Polizisten, als er in Straßburg festgenommen werden sollte.

Der 33 Jahre alte Jérémie Louis-Sidney soll gemeinsam mit zwei der Festgenommenen an einem bereits verübten Anschlag auf ein jüdisches Geschäft in Sarcelles beteiligt gewesen sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist allerdings weiter unklar, ob es nicht noch weitere Tatbeteiligte gab. Der Anschlag am 19. September war vermutlich eine Reaktion auf die Veröffentlichung des in den USA gedrehten islamfeindlichen Mohammed-Videos. Ein Kunde wurde bei der Tat leicht verletzt. Der getötete Louis-Sidney war nach Erkenntnissen der Ermittler entschlossen, als Märtyrer zu sterben. Er war seit langem als Dschihadist bekannt.

Die Terrorzelle weckt in Frankreich böse Erinnerungen an die Bluttaten des Mohamed Merah. Der Islamist hatte an drei Tagen im März insgesamt sieben Menschen im Großraum Toulouse erschossen, darunter an einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer. Bevor er nach rund 32 Stunden langer Polizeibelagerung seiner Wohnung bei einer wilden Schießerei getötet wurde, hatte er sich selbst als Mudschaheddin (Gotteskrieger) bezeichnet und erklärt, dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahezustehen.

(dpa)
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