Hamm 77-Jähriger schießt in Wohnheim um sich

Hamm · Beim Frühstück kam es zum Streit zwischen einem 77-Jährigen und einer Bewohnerin. Der Mann zog daraufhin eine Pistole, tötete einen Mitbewohner und verletzte mehrere Menschen schwer. Anschließend richtete er sich selbst.

Es ist 10.30 Uhr, als bei der Polizei im westfälischen Hamm ein Notruf aus dem Stadtteil Werries eingeht. In einem Haus seien Schüsse gefallen, mehrere Menschen seien verletzt. Als die Polizei am Tatort eintrifft, findet sie den Schützen (77) und einen 72-jährigen Bewohner tot auf. Drei Verletzte werden mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Das Haus wurde zunächst weiträumig abgesperrt. Die Bluttat ereignete sich im Aufenthaltsraum im Untergeschoss einer Seniorenwohnanlage, so die Staatsanwaltschaft Dortmund. Kurz zuvor habe dort ein Frühstückstreffen stattgefunden. Eine Mordkommission der Polizei Dortmund ermittelt.

Bei dem Tatort handelt es sich um eine Seniorenwohnanlage mit altersgerechten Wohnungen. Regelmäßig finden dort gemeinsame Treffen der Bewohner statt. Sie leben eigenständig, werden aber vom evangelischen Pflegedienst betreut, der auch die Zusammenkünfte organisiert. Gestern kam es laut Polizei zum Streit zwischen dem 77-jährigen Täter und einer gleichaltrigen Bewohnerin. Daraufhin soll der Mann plötzlich eine Pistole gezogen und auf die Bewohnerin geschossen haben. Anschließend schoss der Täter auf zwei weitere Bewohner (72 und 79 Jahre) und eine Mitarbeiterin der evangelischen Kirche (55 Jahre), die das Treffen organisiert hatte. Diese und die Bewohnerin, die zunächst mit dem Täter in Streit geraten war, wurden schwer verletzt. Die 79-Jährige wurde leicht verletzt, der 72 Jahre alte Bewohner starb noch am Tatort.

Unter den zwei Toten ist auch der Schütze, der seine Pistole nach der Schießerei gegen sich selbst richtete, wie die Ermittler mitteilten. Die Mitarbeiterin und das später tödlich getroffene Opfer wollten den Streit offenbar schlichten. "Worum es bei dem Streit ging, ist noch unklar", sagte Staatsanwalt Jörg Schulte-Göbel. "Auf eine Eifersuchtstat oder Ähnliches gibt es keinen Hinweis." Unklar war zunächst auch, ob die Auseinandersetzung zwischen den beiden 77-Jährigen schon länger schwelte und wieso der Mann überhaupt eine Waffe besaß.

Vor etwa acht Jahren wurde die Wohnanlage von der Hammer Gemeinnützige Baugesellschaft mbH (HGB) im Stadtteil Werries eröffnet. In drei benachbarten Gebäuden wurden 50 barrierefreie Wohnungen für Senioren eingerichtet. In der Wohneinheit mit der Hausnummer 2, in der sich die Tat ereignete, leben 22 Bewohner jeweils in ihren 47 Quadratmeter großen Einzelwohnungen, so eine Sprecherin der HGB.

Thomas Jörrißen, Geschäftsführer der HGB, reagierte geschockt auf die Schießerei und verschaffte sich vor Ort einen ersten Überblick. "Ich bin fassungslos und traurig. Das gilt nicht nur für mich, sondern für alle Mitarbeiter unseres Unternehmens", sagte Jörrißen. Die HGB werde einen Mitarbeiter abstellen, der den Betroffenen als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Die Bewohner und ihre Angehörigen werden darüber hinaus von Seelsorgern und Opferschutzbeauftragten betreut.

Da es sich bei der Wohnanlage nicht um ein Altenheim handelt, werde vom Eigentümer nicht kontrolliert, was die Bewohner in ihren Wohnungen haben - und auch nicht, ob sie im Besitz von Schusswaffen sind, so die HGB-Sprecherin. "Es sind seniorengerechte Wohnungen. Die zwei Betreuerinnen sind vor Ort, um bei Behördengängen zu helfen oder Treffen zu organisieren." Wie gestern ein Streit zwischen zwei Bewohnern mit derartigen Folgen eskalieren konnte, bleibt vorerst ein Rätsel.

(RP)
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