Xanten Neue Richtlinien bereiten Kitas Sorgen

Xanten · Der Landschaftsverband will die Zuschüsse für Therapiekräfte in integrativen Gruppen zurückfahren. Die DRK-Kindergärten in Sonsbeck, Vynen und Wardt fürchten, dass die Interessen der Kinder auf der Strecke bleiben.

 René Schneider bei seinem Besuch in Vynen mit Lilly, Lena und Marlene sowie (von links) Birgit Mispelkamp, Anita Lachmann, Silke Kemper, Julia Peeters, Melanie Staymann, Britta Köhn und Birgit Düpont.

René Schneider bei seinem Besuch in Vynen mit Lilly, Lena und Marlene sowie (von links) Birgit Mispelkamp, Anita Lachmann, Silke Kemper, Julia Peeters, Melanie Staymann, Britta Köhn und Birgit Düpont.

Foto: Armin Fischer

Silke Kemper vom DRK-Kindergarten Lichtgarten findet klare Worte: Die Kinder bleiben auf der Strecke — und nicht nur die integrativen. Es wird nur noch über die Finanzen gesprochen, gar nicht über die Kinder. Inklusion ist für mich ein reines Sparwort geworden." Gemeinsam mit den Leiterinnen der anderen DRK-Kitas und Vertretern des Kreisverbandes warnte sie gestern im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten René Schneider (SPD) vor den Folgen der neusten Sparpläne des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).

Worum geht es? Bisher wurden integrative Gruppen, in den fünf Kinder mit und zehn Kinder ohne Behinderung betreut werden, so bezuschusst, dass zusätzlich zum pädagogischen Personal auch Therapeuten beschäftigt werden konnten. Sie waren regelmäßig vor Ort und hatten so einen ganz anderen Zugang zu den Kindern, als dass bei einem kurzen Therapietermin in einer Praxis möglich wäre. Die neue LVR-Kindpauschale deckt diese Kosten nicht mehr, in Zukunft sollen die Krankenkassen vom Arzt verordnete Therapien bezahlen. Dann richte sich der Zeitpunkt der Therapie auch nicht mehr nach dem Kind, sondern nach dem Terminkalender des Therapeuten.

Aus Sicht des DRK ist das nur ein Baustein von Kürzungen, die vor allem die Eltern behinderter Kinder treffen. So müssen seit kurzem auch die Kosten für das Mittagessen, die Elterbeiträge und die Fahrtkosten von den Eltern getragen werden. Werner Aleweiler, Geschäftsführer im DRK- Kreisverband Niederrhein: "Wir wollten das Beste für die Kinder. Das Projekt ist mit wissenschaftlicher Begleitung eingeführt worden und hat sich bewährt. Warum wird da jetzt zurückgedreht?" Die Einschnitte würden zu einer deutlichen Verschlechterung der Rahmenbedingungen führen. Am Ende käme es zu einer weiteren Ausgrenzung der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Gisela Bangen, stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands: "Wenn die Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf für ihre Entwicklung nicht die bestmögliche Förderung erfahren, werden wir als Gesellschaft dem Anspruch der Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung nicht gerecht." Britta Köhn (Seestern Wardt) und Birgit Düpont-Lemmen (Hoppetosse Vynen) warnen zudem, dass auch auf die Eltern immer mehr Belastungen zukommen — nicht nur finanzieller Art. Wenn die Therapie nach dem Aufenthalt im Kindergarten anderswo stattfinden soll, werde der Aufwand deutlich höher werden als bisher.

René Schneider zeigte viel Verständnis für die Sorgen, verwies aber darauf, dass der Landtag auf die Entscheidungen des von den Kommunen getragenen LVR keinen Einfluss habe. Er will sich soweit möglich dafür stark machen, dass die Krankenkassen zumindest Rahmenverträge abschließen, um das Abrechnen zu erleichtern. Auch hoffte er auf "Pool-Lösungen, bei denen mehrere Kindergärten gemeinsam Therapeuten beschäftigen dürfen. Bisher ist das nicht erlaubt. Er werde seine Hausaufgaben" machen und sich wieder melden, wolle aber auch nichts versprechen, was er nicht halten kann.

(RP)
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