Xanten Entschärfung ist nie Routine

Xanten · Seit dem Bombenfund im Baugebiet Lüttinger Feld laufen umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen. Der Umkreis von 250 Metern um den Fund wird am Mittag ab 11.45 Uhr evakuiert.

 Pascal Lurvink wird sein Geschäft heute Mittag schließen müssen. Allerdings keineswegs erst um 12.45 Uhr. Bereits um 11.45 Uhr wird evakuiert.

Pascal Lurvink wird sein Geschäft heute Mittag schließen müssen. Allerdings keineswegs erst um 12.45 Uhr. Bereits um 11.45 Uhr wird evakuiert.

Foto: Armin Fischer

Es wird ruhig am Montag Mittag rund um die neue Siedlung Lüttinger Feld. Bei Bodenuntersuchungen mit ferromagnetischen Sonden hat, wie berichtet, ein vom Land beauftragtes Unternehmen eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt.

Nun soll sie von Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes entschärft werden. Für diese Zeit müssen die Anlieger ihre Wohnungen verlassen. Im direkten Umfeld liegen auch ein Kindergarten und ein Lebensmittelgeschäft. Betroffen ist zudem das Ärztehaus, das zwar nicht geräumt werden muss, das aber nicht betreten werden kann.

Kinder ziehen um

Die Erzieherinnen des Awo-Kindergartens sind inzwischen alte Häsinnen im Umgang mit Evakuierungen. Schon bei der Erschließung der Beek waren sie mehrfach betroffen "Wir haben die Eltern sofort informiert" heißt es in der Kindertagesstätte. Einige Eltern brachten ihre Sprösslinge heute Morgen erst gar nicht in die Kita, andere holen sie ab 11 Uhr ab. Und die verbliebenen Kinder werden — wie bisher auch immer — zum Awo-Kindergarten an der Heinrich-Lensing-Straße gebracht. In aller Ruhe.

Die hatte Tobias Fuß, stellvertretender Leiter des Ordnungsamts, seit der Fundmeldung am Donnerstagmittag keine Minute. "Mit Ausnahme von Mitarbeitern, die das ,normale Geschäft' am Laufen halten, kümmert sich alles um die Entschärfung", sagt Fuß. Zunächst wurden alle "Versorger" informiert: Gas-, Wasser, Stromleitungen liegen in der Nähe. Schul- und Stadtbus, RVN, NIAG sind betroffen, müssen doch insgesamt 19 Straßen und dazu die Bundesstraße 57 gesperrt werden. In Konferenzen mit der Polizei, der Feuerwehr und Straßen NRW wurden die Einzelheiten besprochen.

Mit im Boot sind auch freiwillige Rettungsassistenten der Malteser mit einem Rettungswagen. "Unsere reguläre Besetzung können wir schließlich nicht aus dem Verkehr ziehen", sagt Fuß, "die brauchen wir für die anderen Einsätze. Der 29-Jährige leitet bereits den dritten Einsatz dieser Art. "Routine" stelle sich dabei aber nicht ein, sagt Fuß. Da könnten sich zu schnell Fehler einschleichen. Sieben Kollegen waren am Freitag im engeren Umkreis (bis 250 Meter) um den Fundort unterwegs, haben — wenn möglich — die Anlieger persönlich informiert, dass sie sich eine Zeit lang an anderen Stellen aufhalten müssen.

Am Rand der Gefahrenzone

Die Anlieger im Umkreis zwischen 250 bis 500 Meter, so der Rat der Stadt, sollten das Haus nicht verlassen. Betroffen sind zum Beispiel die Apotheke am Dombogen, die die Tore vorsichtshalber vorübergehend ganz schließen will, und selbst noch die Geschäfte an der Orkstraße. Das Haushaltswarengeschäft Geenen wird wohl schließen, nebenan bei Neumaier macht sich Corinna Drews "keinen Kopf: Wir liegen ja nun wirklich ganz am Rand der Gefahrenzone."

Im Edekaladen von Pascal Lurvink war die Bombenentschärfung das ganze Wochenende über Dauergesprächsthema. Aber obwohl Lurvink am Montag lieber "Ampelmännchen" verteilen würde, weil die angrenzende Ampel B 57 / Lüttinger Straße endlich in Betrieb genommen wird, muss auch er seine heute 15 Mitarbeiter und die Kunden ab 11.45 für voraussichtlich zwei Stunden vor die Tür setzen. Die Bombe liegt zu nah. Allerdings war sie vorübergehend wieder eingegraben worden, "damit keiner auf krumme Gedanken kommen konnte", sagt Fuß.

(RP/url)
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