Xanten Ein Tischler muss geschickt und kreativ sein

Xanten · Marcel Janßen aus Emmerich wird im 111 Jahre alten Xantener Möbelhaus Janßen zum Gesellen ausgebildet.

 Die Ausbildung scheint Spaß zu machen (v.r.): Gerd Janßen, Marcel Janßen und Andre Fonteyne.

Die Ausbildung scheint Spaß zu machen (v.r.): Gerd Janßen, Marcel Janßen und Andre Fonteyne.

Foto: Fischer, Armin

Der Blick ins Internet führt in die Irre: Tischler, ist zum Beispiel im Online-Lexikon Wikipedia zu lesen, "ist ein Beruf, der sich auf die Holzbearbeitung und Oberflächenbehandlung von Holz spezialisiert hat." Dies gibt das Berufsbild nur unzureichend wider.

Heutzutage ist der Tischler mehr als allein der Verarbeiter von Holz. Er muss sich in einer Vielzahl von Materialien aus- und ihre Wirkung aufeinander erkennen. Denn inzwischen wird Holz gerne mit Glas, Metall, Kunststoff oder Stein kombiniert. Daraus eine praktische und optisch ansprechende Einheit zu schaffen, das ist die hohe Kunst dieses Handwerkers. Dabei arbeitet er eng mit den Fachleuten anderer Gewerke zusammen.

Marcel Janßen hat sich für diesen Beruf entschieden und im Sommer im gleichnamigen, 111 Jahre alten Xantener Möbelhaus seine Ausbildung zum Gesellen begonnen. Bei seiner Entscheidung haben ihn Kindheit und Jugendzeit geprägt; das Faible für den Beruf ist familiär vorbelastet. Schon als Kind schaute der Emmericher seinem Großvater in der Werkstatt interessiert beim Tischlern über die Schulter oder half auch beim Aufbau mit.

"Das hat mich immer interessiert. Der Reiz und der Aha-Effekt liegen darin, ein Produkt zu fertigen und die Entstehung von der Zeichnung auf dem Papier bis zur Ausführung mitzuerleben", sagt der 20-Jährige. Kreativität ist gefragt. Manchmal muss der Tischler ein einzelnes Teil individuell nach den Vorgaben des Kunden anfertigen, etwa den maßgeschneiderten begehbaren Kleiderschrank mit Rollen und Glasfront unter der Dachschräge. Dann wieder wählt der Kunde im Geschäft aus dem breiten Sortiment an Fertigmöbeln aus, wünscht aber noch die eine oder andere Ergänzung. So lässt sich zum Beispiel eine neue Küche leicht mit einer maßgeschneiderten, individuellen Sitzgelegenheit aus schön anzusehendem Holz ergänzen.

Die Zeiten, in denen, wie Chef Gerd Janßen es ausdrückt, ein Meister Eder seine Finger bis oben hin im Leimtopf hatte, sind passé. Kleber werde nach wie vor verwendet. Doch zahlreiche, noch vor wenigen Jahrzehnten von Hand ausgeführte Arbeiten haben längst moderne Maschinen übernommen. Das erleichtert zwar den manuellen Arbeitsaufwand erheblich, stellt gleichzeitig aber viele neue Lernanforderungen an jeden jungen Menschen, der in diesem Handwerk seine berufliche Zukunft sucht.

Was der Tischler mitbringen muss, sind vor allem eine gute Auffassungsgabe, die Fähigkeit, sich bereits im Kopf die Kombination der verschiedenen Materialien vorstellen zu können, sowie das räumliche Erkennen, auch um die Wünsche des Kunden zu berücksichtigen. Was er alles gelernt hat, das muss Marcel Janßen nach drei Jahren Ausbildung handwerklich und eigenhändig demonstrieren. In der Gesellenprüfung erhält er eine Zeichnung und muss das vorgegebene Teil in einer festgelegten Zeit fertigen. Damit zeigt er, dass er die Angaben lesen und in der gewünschten Qualität umsetzen kann. Zudem muss er sein persönliches Gesellenstück vorlegen.

(RP/rl)
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