Stadt Willich Schulhund Tommy hilft Vokabeln lernen

Stadt Willich · Englisch-Unterricht in der Integrativen Lerngruppe der Robert-Schuman-Europaschule in Willich. Zwei Pädagogen und Schulhund Tommy sind dann im Einsatz. Der 20 Monate alte Hund hat positive Einflüsse auf die 25 Kinder.

 Streicheleinheiten für Schulhund Tommy: Ein Mädchen in der Klasse 5 a der Robert-Schuman-Europaschule in Willich streichelt den Cockerpoo Tommy. Der Hund wirkt sich positiv auf das Lernklima in der Klasse aus.

Streicheleinheiten für Schulhund Tommy: Ein Mädchen in der Klasse 5 a der Robert-Schuman-Europaschule in Willich streichelt den Cockerpoo Tommy. Der Hund wirkt sich positiv auf das Lernklima in der Klasse aus.

Foto: Wolfgang Kaiser

Tommy tut der Klasse 5a der Willicher Robert-Schuman-Europaschule gut. Er ist kein neuer Schüler, sondern der Schulhund, der Lehrerin Ute Franz unter anderem immer dann begleitet, wenn sie in der integrativen Lerngruppe Englisch-Unterricht hat. Am roten Halsband mit der Aufschrift "Schulhund" ist der schwarze, 20 Monate alte Cockapoo deutlich zu erkennen, eine Kreuzung zwischen Cocker Spaniel und Pudel.

Seit Beginn dieses Schuljahres hat die Gesamtschule an der Kantstraße die integrative Lerngruppe. 25 Kinder sitzen in der Klasse, davon sechs Kinder mit Lernbehinderung. Lehrer sind im Unterricht permanent doppelt gesteckt, das bedeutet: Immer zwei Kollegen erteilen Unterricht. Die integrative Lerngruppe hat die Robert-Schuman-Schule von der Anrather Johannesschule, der städtischen Hauptschule, übernommen. Seit Schuljahresbeginn gibt es in Willich nur noch Gymnasium und Gesamtschule als weiterführende Schulformen. Die Willi-Graf-Realschule und die Hauptschule laufen nach und nach aus.

Ute Franz begrüßt die Kinder in englischer Sprache. Nahezu den gesamten Unterricht erteilt sie in Englisch. Nur dann, wenn sie komplexere Dinge erklären will, nimmt sie das Deutsche zur Hilfe. Ihr zur Seite steht heute Katharina Deitmer-Stotzen, eine Sozialpädagogin. Ihre Aufgabe ist es vor alle, sich um die integrativen Kinder zu kümmern.

Wie jede Englischstunde in der 5a beginnt Ute Franz den Unterricht mit Abfragen von Vokabeln. Das übernimmt aber nicht sie. Das ist Sache der Schüler und von Tommy, dem Schulhund. Seit den Herbstferien gehört er zum "Lehrkörper". Das Kind, das in der vergangenen Stunde beim Vokabelabfragen als letzte dran war, darf anfangen. Es geht in die Klassenmitte, wo in Klarsichthülle ein Zettel mit deutschen Wörtern liegt. Das Kind nennt ein Wort, zum Beispiel "Fußball" und nimmt einen Mitschüler, der das englische Wort kennt, dran: "Football". Die Antwort ist richtig, Tommy bekommt vom Kind, das gefragt hat, ein Leckerli. Dann ist das Kind dran, das die richtige Antwort wusste. "Dadurch, das wir Tommy einbinden, trauen sich auch die Kinder, die schüchtern sind", sagt Ute Franz.

Heute geht es im Unterricht um das Thema Sport und Hobbys. Ute Franz arbeitet mit Notebook und Beamer, um den Unterricht für die Schüler anschaulich zu gestalten. Und auch hier setzen die Lehrerin und die Sozialpädagogin wieder darauf, dass sich die Schüler gegenseitig drannehmen, wenn Fragen gestellt werden. Während sich Kinder und Lehrerteam über Hobbys austauschen, streift Schulhund Tommy durch die Klasse, schnuppert an der ein oder anderen Schultasche. Und manche Kinderhand streckt sich nach ihm aus, um den Hund, der auch für Allergiker gut geeignet ist, zu streicheln.

So ruhig Tommy derlei Streicheleinheiten über sich ergehen lässt, um so unruhiger wird er, wenn – wie jetzt – draußen das Martinshorn eines Rettungswagen zu hören ist. "Das kann Tommy absolut nicht haben", sagt Ute Franz über ihren Hund. Und Tommy bellt aus Leibeskräften, weil ihn das Tatütata auf der Straße mächtig stört.

Diese Sehnsucht nach Ruhe, die der Hund offenbar hat, wirkt sich auch positiv auf das Klassenklima und den Unterricht aus. In den Klassen, in die Tommy Ute Franz begleitet, geht es ruhig zu. "Wenn es Tommy zu laut wird, fängt er an zu bellen", sagt Ute Franz. Auf diese Weise trage der Hund dazu bei, dass die Kinder gegenseitige Rücksichtnahme lernen.

Sogar sie selbst werde von ihrem Hund, mit dem sie jetzt eine spezielle Zusatzausbildung absolvieren wird, zur Ordnung gerufen, erzählt Franz. In einer Klasse, so erinnert sie sich, habe sie einmal einen Schüler ermahnt. Das sei Tommy wohl zu laut gewesen. Da sei er hinten aus der Klasse nach vorne gelaufen und habe mit der Pfote gegen Ute Franz' Wade getippt und ihr so den Hinweis gegeben, dass das nun wohl zu heftig war. Ebenso habe sich Tommy schon neben Kinder gehockt, von denen er instinktiv gespürt haben muss, dass sie Unterstützung durch seine bloße Anwesenheit benötigten, erzählt Franz.

FRAGE DES TAGES

(RP)
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