Stadt Willich Händler fürchten um ihre Existenz

Stadt Willich · Die Einzelhändler in Willich, die von einer Sperrung des Marktes für den Autoverkehr direkt betroffen wären, bedauern das knappe Ergebnis. Vorstandsmitglieder des Werberings halten sich mit einer Bewertung indes zurück.

"Oft ist auf dem Friedhof mehr los als bei uns auf dem Marktplatz", sagt Ulrich Kaesmakers. Er führt in der dritten Saison den "Willicher Eishimmel" an der Kreuzstraße 1, also direkt am Marktplatz. Da nütze auch der Wochenmarkt nichts und die wenigen Sonnentage im Jahr. "Wir brauchen endlich eine Attraktivität dieses Platzes mit einem weiteren Einkaufsmagneten." Das Ergebnis der Abstimmung, bei der von 9398 Stimmen die Mehrheit von 4942 für den autofreien Marktplatz fielen (die RP berichtete), habe ihn sehr gewundert. Seine mögliche Konsequenz: "Es kann sein, dass ich mein Geschäft bald abgebe." Zumal oft die Stadt in der Vergangenheit schon die Forderungen der Gewerbetreibenden ignoriert und ihre Interessen vernachlässigt habe.

Indes halten sich Vorstandsmitglieder des Willicher Werberinges, allen voran Vorsitzender Christoph Smits, mit einer Bewertung über den Ausgang der Befragung merklich zurück. Beisitzerin Gaby Rogahn, die an der Peterstraße eine Boutique hat, sagte gestern: "Ich sage dazu nichts, zumal ich Kunden habe, die für und gegen den autofreien Markt sind." Auch Vorständlerin Monika Fröhlich mit ihrem Miederwarengeschäft an der Peterstraße war zurückhaltend: "Ich möchte neutral bleiben." Für sie sei die Befragung lediglich eine Stimmungsnachfrage und kein Bürgerentscheid gewesen.

Zwei lange Verfechter gegen den autofreien Markt, Apotheker Christian Förster von der Markt-Apotheke und Alfred Erren vom großen Spielwarengeschäft am Markt, konnten nicht befragt werden, da sie im Urlaub sind. Tacheles redet aber Juwelier HaJo Heintges, der an der Bahnstraße 10 edlen Schmuck und hochwertige Uhren verkauft:: "Ich wollte mein Geschäft eigentlich schon lange renovieren, aber jetzt spiele ich mit dem Gedanken, mir ein anderes Ladenlokal zu suchen."

Von einer "Katastrophe" bei einem autofreien Platz spricht der Chef des Cafés Wermes, Peter Wermes. Er hatte in dem historischen Gebäude, in dem einst das Hotel "Zur Post" und dann die Gaststätte Schwidden war, 1976 mit einer Konditorei begonnen. Das beliebte Lokal mit zahlreichen Außen- und Innenplätzen wird bald ganz aus dem Zentrum verschwinden. Aus Altersgründen zieht sich der 71-Jährige zurück. Einen Geschäfts-Nachfolger fand er bislang nicht. Am 29. September ist im Café Wermes der letzte Tag. Dann wird es im Alt-Willicher Zentrum zunächst einmal einen weiteren Leerstand geben.

"Es muss endlich was Verlässliches und Attraktiveres passieren, so kann es nicht weitergehen", sagte Modeausstatter Eugen Kluth, der an der Bahnstraße 20 sein Fachgeschäft hat. Kluth schlägt einen Kompromiss vor: "An allen sieben Tagen in der Woche sollte der Marktplatz von 18 Uhr bis sechs Uhr morgens für Autos generell gesperrt werden, ansonsten aber geöffnet." Als schade bezeichnete es der Geschäftsmann, dass der Probeversuch vor etwa zwei Jahren nicht weiter diskutiert worden sei.

"Ohne Autos wird dies auch für uns sehr problematisch werden", kommentierte Claudia Greis aus ihrer Bäckerei am Marktplatz. Sie ergänzt: "Zumal auf dem Platz bei schlechtem Wetter oder im Winter tote Hose ist, auch an den Mittwochnachmittagen kann man hier die Bürgersteige hochklappen." Auch andere Händler wünschten sich schnellstmöglich eine Aufwertung des Platzes.

(wsc)
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