Stadt Willich Expertin ist für Fachkräfte in der OGS

Stadt Willich · Bei der Betreuung von Kindern in der Offenen Ganztagsschule plädiert die Wissenschaftlerin Prof. Astrid Krus für den Einsatz von Fachkräften. Das sei im Sinne ganzheitlicher Bildung ein erfolgversprechender Weg. Studien belegten dies.

 Hausaufgabenbetreuung ist ein Angebot der Offenen Ganztagsschule in der Stadt Willich. Das Foto zeigt die Betreuung an der Astrid-Lindgren-Schule in Schiefbahn.

Hausaufgabenbetreuung ist ein Angebot der Offenen Ganztagsschule in der Stadt Willich. Das Foto zeigt die Betreuung an der Astrid-Lindgren-Schule in Schiefbahn.

Foto: Kaiser

Wer in Kommunen über die Qualität und die personelle Ausstattung von Offenen Ganztagsschulen (OGS) reden will, muss sich zuvor klar werden, welche Ziele die OGS haben soll. Das sagt die Mönchengladbacher Professorin Dr. Astrid Krus. Am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein befasst sie sich mit der Pädagogik der frühen Kindheit. Wenn es in der OGS um einen reinen Betreuungsauftrag von Kindern gehe, sei die bloße Anwesenheit von Bezugspersonen in Ordnung. Lege die Kommune aber ihren Fokus auf Betreuung im Sinne von ganztägig bilden, komme sie um den Einsatz von Fachkräften nicht herum. Das belegten Studien, sagt Krus.

Die Offene Ganztagsschule in Willich gilt als eine Einrichtung mit hohen Qualitätsstandards. Im Vergleich zu anderen Kommunen ist der Zuschuss der Stadt auch entsprechend hoch. Die Stadt setzt in auf einen hohen Anteil von Fachkräften in der OGS. Der Rat der Stadt hatte zum Jahresende mit Mehrheit beschlossen, den Zuschussbedarf für dieses Angebot bei 1,765 Millionen Euro pro Jahr zu deckeln. Im Zuge der Diskussion um die Erhöhung von Elternbeiträgen für OGS und Kindergärten in der Stadt Willich hat in der Stadt eine Debatte begonnen, wie die Kosten für die OGS im Griff behalten werden können. Kämmerer Willy Kerbusch hatte in der ersten Sitzung der Zukunftswerkstatt angekündigt, er werde genau darauf achten, dass das Budget nicht überzogen wird.

Krus sagte, sie könne keinerlei Aussagen darüber treffen, welche Faktoren aus wissenschaftlicher Sicht beachtet werden müssten, um OGS-Angebote kostengünstig zu gestalten. Dafür seien Sozialmanager verantwortlich. Sie könne auf Basis der Forschung aber sagen, dass es einen Zusammenhang gebe zwischen der Qualität individueller Förderung von Kindern und der Qualifikation des Personals. Je höher die Qualifikation der Erzieher sei, desto besser würden Kinder gefördert, sagt Krus mit Verweis auf Studien, auch aus Großbritannien und den USA.

Wer über die OGS spreche, müsse sich darüber klar sein, dass die Ziele dieses Angebots mehrschichtig seien. Aus Sicht der Familien, vor allem der Mütter, ziele das Angebot auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aus Sicht der Kinder gehe es um die Aufhebung sozialer Benachteiligungen ebenso wie um die Verbesserung sozialer Kompetenzen und individuelle Förderung.

Wer vor diesem Hintergrund im Sinne von ganzheitlicher Bildung in der OGS arbeiten wolle, müsse Fachwissen in individueller Förderung haben, er müsse wissen, wie kindliche Entwicklung und Lernen funktionierten. Eine enge Kooperation mit den Eltern sei erforderlich und auch eine enge Zusammenarbeit mit den Lehrkräften der Kinder. Das sei nur dann machbar, wenn Lehrer und Fachkräfte in der OGS über eine entsprechende Ausbildung verfügten.

Die Palette der Qualifikationen, die in der Gesamtschau in OGS-Angebote zum Einsatz kommen könnte, sei breit. Sie reiche von Nichtqualifizierten über Übungsleiter, die einen entsprechenden Schnellkurs besucht hätten, über Erzieherinnen und schließe auch akademisch ausgebildete Sozialpädagogen und Kindheitpädagogen ein. Im Alltag zeige sich an vielen Stellen, dass die Arbeit auf Augenhöhe zwischen Personal mit akademischem Abschluss einerseits und mit nicht-akademischer Ausbildung andererseits schwierig sei.

Für die Förderung von Kindern sei auch die Kontinuität des Personals wichtig. Ständiger Personalwechsel sei dem nicht förderlich. Das heiße in der Konsequenz aber, die Angebote mit Vollzeitkräften zu bestücken. Das sei zum einen entsprechend teuer. Zum anderen sei es in einzelnen Regionen schwierig, an solches Personal zu kommen, weil der Markt leergefegt sei.

(RP/rl)
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