Kreis Wesel Weniger Unfälle, mehr Tote

Kreis Wesel · Polizeihauptkommissar Volkhard Behringhoff, Leiter der Autobahnpolizeiwache Moers, über wachsenden Lkw-Verkehr, Unfallzahlen, Gurtmuffel und Maßnahmen gegen Raser und Drängler.

Rund 130 Autobahnkilometer (gemessen wird nur in einer Fahrtrichtung) gehören zum Zuständigkeitsbereich der Autobahnpolizeiwache Moers. Ihr Leiter, Erster Polizeihauptkommissar Volkhard Behringhoff (55), erläuterte im Gespräch mit RP-Redakteur Ulrich Joppich den Aufgabenbereich der Beamten sowie Unfallzahlen und Unfallursachen auf den Autobahnen zwischen Goch und Meerbusch, Venlo und Duisburg-Kaiserberg, Kamp-Lintfort und Duisburg-Baerl.

Herr Behringhoff, wer tagtäglich über die Autobahn fährt, stellt fest, dass die Verkehrsdichte in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat.

Volkhard Behringhoff Das ist richtig. Zum Beispiel auf dem Teilstück der A 40 zwischen dem Kreuz Moers und dem Kreuz Duisburg-Kaiserberg registrieren wir bis zu 100 000 Fahrzeuge pro Tag. Vor allem das Lkw-Aufkommen ist dort sehr hoch. Die Folge sind häufig Rückstaus auf der A 40 vom Kreuz Kaiserberg oft bis zur Rheinbrücke. Der Grund liegt unter anderem darin, dass die Lastwagen im Kreuz Kaiserberg auf andere Autobahnen wechseln.

Auffällig ist auch, dass in letzter Zeit zahlreiche Lastwagen in Auf- und Abfahrten im Bereich des Moerser Kreuzes von der Fahrbahn abkommen und in der Leitplanke oder in Böschungen landen.

Behringhoff In 95 Prozent aller Fälle haben diese Unfälle ihre Ursache in zu hoher Geschwindigkeit.

Wie sieht die Unfallstatistik für den Bereich der Autobahnpolizeiwache Moers insgesamt aus?

Behringhoff Grundsätzlich ist die Entwicklung sehr erfreulich. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres haben sich 1439 Unfälle ereignet, im Vergleichzeitraum 2007 waren es 1648. Das ist ein Rückgang um 12,7 Prozent.

Was waren und sind die Hauptursachen für diese Unfälle?

Behringhoff Die Reihenfolge der Unfallursachen ist seit Jahren dieselbe: zu hohe Geschwindigkeit und zu geringer Abstand. Es wird nach wie vor gerast und gedrängelt. Das Drängeln kann zum Beispiel durch den Einsatz der Lichthupe oder des Blinkers zur Nötigung, also zu einer Straftat, werden. Wer dafür verurteilt wird, gilt als vorbestraft.

Wie sehen die Zahlen bei Unfällen mit Personenschaden aus?

Behringhoff Auch da ist die Entwicklung positiv. Wir verzeichnen in diesem Jahr bis Oktober 135 Unfälle mit Personenschaden, 2007 waren es noch 147. Das ist ein Rückgang um 8,2 Prozent. Die Zahl der Verletzten ging von 249 im vergangenen Jahr auf 214 sogar um 14,1 Prozent zurück.

Worauf führen Sie diese positive Entwicklung zurück?

Behringhoff Wir sind präsent auf den Autobahnen, zeigen wenig Toleranz und schreiten ein, wenn wir Delikte feststellen. Wir sind mit den Streifenwagen unterwegs und kontrollieren im Bereich der Anschlussstellen, ob die Gurte angelegt sind, ob mit Handys telefoniert wird oder ob jemand mit Alkohol am Steuer unterwegs ist. Zusätzlich gibt es Radarkontrollen und Kontrollen mit den Zivilfahrzeugen durch den in Moers ansässigen Verkehrsdienst. Eine Rolle für den Rückgang der Verletzten bei Unfällen spielt auch die verbesserte passive Sicherheit durch Gurte und Airbags.

Sie sprachen von einer nur grundsätzlich positiven Entwicklung der Unfallstatistik. Wo gibt es eine negative Entwicklung?

Behringhoff Schon in den ersten zehn Monaten dieses Jahres kamen zehn Menschen bei Unfällen ums Leben. Im vergangenen Jahr waren es nur acht. Es gibt im Bereich des Regierungsbezirks Düsseldorf sechs Autobahnwachen. Im Bereich der anderen fünf Wachen kamen insgesamt acht Menschen ums Leben, allein im Moerser Bereich zehn. Das ist sehr traurig.

Können Sie Ursachen für diese tragischen Unfälle nennen?

Behringhoff Im Krefelder Bereich wird eine Anschlussstelle an der A 57 von Motorradfahrern als Rennstrecke benutzt. Dort sind schon zwei Kradfahrer ums Leben gekommen. In den anderen Fällen spielte auch oft zu hohe Geschwindigkeit eine Rolle.

Sie legen großen Wert auf die Kontrolle der Gurtanlegepflicht und Kindersicherung.

Behringhoff Nicht ohne Grund, denn schon in den ersten zehn Monaten dieses Jahres haben wir 2372 Verstöße gegen die Gurtanlegepflicht registriert. Aber es ist besser geworden. Früher mussten fünf Beamte eine Stunde lang kontrollieren, um 25 Gurtmuffel zu erwischen. Heute brauchen dafür zehn Beamte die doppelte Zeit.

Besonderen Wert legen Sie auf die Sicherung von Kindern im Auto.

Behringhoff Wenn ein Kind bei einem Auffahrunfall nicht gesichert, also angeschnallt ist, kommt es an dem Fahrer buchstäblich vorbei geflogen. Wenn ein Kind 20 Kilo wiegt, erhöht sich das Gewicht durch die Beschleunigung auf eine Tonne. Das könnte selbst ein Arnold Schwarzenegger nicht aufhalten.

Zu den Aufgaben der Autobahnpolizeiwache Moers gehört auch die Bekämpfung von Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Behringhoff Es handelt sich um eine so genannte Kontroll-Kriminalität. Das bedeutet, dass wir bei Kontrollen überprüfen, ob die Insassen eine Straftat begangen haben könnten oder nicht. Bei Verdacht auf den Genuss von Betäubungsmitteln wird eine Blutprobe entnommen und zur Auswertung an die Uni Düsseldorf gebracht. Die Ergebnisse gehen dann zur sachbearbeitenden Dienststelle.

Der Winter hat sich bereits mit den ersten Frostnächten und Schneefall angekündigt. Welche Tipps haben Sie für die Autofahrer?

Behringhoff Langsam und vorsichtig fahren, größeren Abstand halten und auf Glätte vor allem auf Brücken achten.

(RP)
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