Wesel RWE: Steuern machen Strom so teuer

Wesel · Als neuer Vorstandsvorsitzende der RWE Rhein-Ruhr besucht Dr. Georg Müller derzeit die Standorte. Zum Antritt im Regionalzentrum Niederrhein in Wesel sprach RP-Redakteur Klaus Nikolei mit dem 44-Jährigen.

Trotz zehn Jahren offenen Strommarktes steigen die Energiepreise . . .

Müller Wofür wir nichts können. Es ist wie bei den Tankstellen auch: Die Strombeschaffungskosten sind deutlich gestiegen. Auch der Anteil der Steuern, Umlagen und Abgaben steigt immer weiter. Ein Beispiel: Vor zehn Jahren hat eine dreiköpfige Familie mit einem Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr monatlich – umgerechnet auf Euro – 49,95 bezahlt. 12,35 Euro davon waren Steuern, Umlagen und Abgaben. Zehn Jahre später ist der Anteil der Steuern um fast 100 Prozent auf 24,50 Euro gestiegen. Das heißt, dass unsere Beispielfamilie heute 60,20 Euro zahlt. Die Nettopreise sind in dem Zeitraum um fünf Prozent gesunken.

Bis vor zehn Jahren hatte RWE das Monopol. Wie viele Kunden haben Sie heute noch?

Müller Knapp 90 Prozent aller 2,8 Millionen Kunden. Mit Hilfe von attraktiven Treuetarifen wollen wir Marktanteile sichern oder neue gewinnen. Und das bei hoher Wettbewerbsintensität. Allein das Netz von RWE Rhein-Ruhr wird von 173 Marktteilnehmern genutzt.

Was ist mit Rabatten für Kunden, die Ökostrom möchten und sich trotzdem längerfristig ans RWE binden wollen?

Müller Noch nicht vorgesehen.

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Stichwort: Zertifikate.

Müller Auch bei uns gibt es zwei Formen Ökostrom. Der eine entsteht durch Photovoltaik- und Windkraftanlagen, der andere ist herkömmlicher Strom, für den man ein Zertifikat erwirbt.

Eine Mogelpackung also.

Müller So möchte ich das nicht nennen. Denn der Erlös fließt an Wasserwerksbetriebe in Norwegen.

Früher standen in Wesel Büros leer.

Müller Heute sind alle Büros im RWE-Gebäude besetzt, der Standort Wesel mit gut 500 Mitarbeitern steht gut da. Kaum jemand weiß, dass wir zwischen Emmerich und Bad Kreuznach in den Erhalt des Netzes täglich 1,5 Mio. Euro investieren. Macht im Jahr mehr als 500 Mio. Euro. Auf den Niederrhein bezogen sprechen wir von 41 Mio.

(RP)
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