Wesel/Hamminkeln Mit diesen Kniffen gelingt der Osterzopf

Wesel/Hamminkeln · Männlicher Selbstversuch: Ursula Dahles, leidenschaftliche Landfrau aus Brünen, verhalf der RP zum perfekten Gebäck.

 Ursula Dahles mit dem fertigen Gebäck. Mit bunten Eiern dekoriert und einer Schleife macht der goldbraune Osterzopf eine gute Figur.

Ursula Dahles mit dem fertigen Gebäck. Mit bunten Eiern dekoriert und einer Schleife macht der goldbraune Osterzopf eine gute Figur.

Foto: malz

Man muss wissen, wo die eigenen Talente liegen. Backen gehört bei mir nicht dazu. Mit Blick auf die Ostertage, zu denen ein traditionell geflochtener Hefekranz gehört, habe ich alle Zweifel über Bord geworfen und mich der Schlacht mit Mehl, Eiern und Hefe gestellt. Zur Seite stand mir Ursula Dahles, leidenschaftliche Landfrau aus Brünen. In ihrer Küche trafen über 35 Jahre Back-Erfahrung auf zwei ungeübte Hände. Eine nicht nur sehr amüsante, sondern durchaus erfolgversprechende Mischung, wie sich zeigen sollte.

Anfangs schien es fast, als hätte mich Ursula Dahles vergessen. Sie stand vor der Arbeitsplatte, ein Handgriff ging in den anderen über. Etwas lauwarme Milch in die Tasse mit der Hefe, die anderen Zutaten in die Rührschüssel. Und dann kam er das erste Mal. Dieser kleine Tipp am Rande, der nicht im Backbuch steht und doch so wertvoll ist, weil er über Gelingen oder Misserfolg entscheiden kann. "Das Salz und den Zucker musst du an den Rand der Rührschüssel aufs Mehl schütten, die aufgeweichte Hefe in die Mitte. Wenn die Zutaten in direkten Kontakt kommen, geht der Teig eventuell nicht richtig auf."

Unzählige Male hat die Landfrau schon das Ostergebäck aus dem Ofen gezogen. "Bei uns kommt der Hefezopf jedes Jahr auf den Tisch", sagt sie. Nicht immer gelinge das Backwerk und nicht immer wisse man anschließend warum. Zehn Minuten tönt das Rattern der Küchenmaschine, die mit dem Knethaken den Teig massiert, durch den Raum. Dann heißt es Ärmel hochkrempeln. Das finale Kneten übernehme ich. Keine besonders große Hürde. Während die Rosinen auf die Teigmasse rieseln, spielt die 58-jährige Mutter und Großmutter erneut ihre ganze Erfahrung aus.

Ein geschulter Blick reicht, dann steht fest: Es fehlt noch ein bisschen Mehl. "Das ist Gefühlssache", erklärt sie. Bei ihr vielleicht, denke ich. Wir gönnen uns eine kleine Kaffeepause, während die Hefe arbeitet. Ungefähr verdoppeln sollte sich der Teig, den wir dazu in ein Bad aus warmem Wasser stellen. Nach einer viertel Stunde kann es weitergehen.

Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks teile ich die Masse in drei gleiche Teile. Einen gewissen Stolz kann ich nicht unterdrücken. Ursula Dahles verleiht meiner Arbeit den letzten Schliff. Anschließend werden die drei Teigklumpen zu etwa 60 cm langen Schlangen ausgerollt. Der Profi macht´s vor. Dann bin ich an der Reihe. Das Ergebnis hat an mancher Stelle künstlerisch-kreative Ansätze, übersteht den darauffolgenden Flechtvorgang aber ohne größere Schäden. Bevor der Zopf für etwa eine halbe Stunde in den Ofen kommt, zeigt mir Ursula Dahles noch einen ihrer wertvollen Kniffe. "Ich stelle immer einen kleinen Topf in die Mitte des geflochtenen Ringes, damit er auch im Ofen seine Form behält."

Dann heißt es abwarten. Eine Tasse Kaffee und ein nettes Gespräch später verrät der Blick in den Ofen: Es hat geklappt. Unser Osterzopf gibt ein gutes Bild ab. Und was noch viel besser ist: Er schmeckt sogar perfekt. Manchmal reicht es eben kurz zu vergessen, wie untalentiert man doch ist.

Die Zutaten: 500 g Mehl, 1,5 Teelöffel Salz, 1 Esslöffel Zucker, 60 g Butter, 20 g Hefe, 300 ml lauwarme Milch, 1 Ei zum Bestreichen (damit der Kranz goldbraun wird).

(niel)
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