Wesel Interkulturell: schwache Schau, guter Vortrag

Wesel · Die Interkulturellen Tage, zu denen der Integrationsrat der Stadt Wesel einlud, begannen am Freitag mit einer Fotoausstellung und einem Vortrag von Christiane Bainski, Leiterin der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (Essen). Dem Anspruch einer „inter“-kulturellen Begegnung wurde die Ausstellung „Ein starkes Stück Deutschland“ im Foyer des Rathauses allerdings kaum gerecht. Sie beschäftigte sich hauptsächlich mit den Problemen der im weitesten Sinne türkischen Gastarbeiter der ersten Jahrzehnte.

So konnte der Eindruck entstehen, als gäbe es bei und mit den auch in Wesel lebenden Migranten aus Osteuropa oder Afrika keine erwähnenswerten Probleme. Zudem bediente die Schau Klischees der Vergangenheit. Bilder aus einer Zeit, da die einen meinten, sie könnten sich vorübergehend nützliche Hilfskräfte ausleihen, und die anderen noch glaubten, in das gelobte Land zu kommen, aus dem sie nach ein paar Jahren reich in ihre Heimat zurückkehren könnten.

Zu klein gedruckte Texte aus einer Zeit bis 1998 zeichneten die öffentliche Meinung von und die Selbstkritik an der deutschen Ausländerpolitik der ersten Jahrzehnte nach, während schlecht präsentierte Fotos lediglich das Elend des Lebens in Deutschland zeigten. Der Titel „Ein starkes Stück Deutschland“ konnte wohl nur ironisch verstanden werden.

In ihrem Vortrag „Integration durch Bildung“ räumte Christiane Bainski dann mit falschen Vorstellungen auf und zeigte anderswo schon erprobte und bewährte Wege auf, mit denen man den durchaus bestehenden Problemen und Anforderungen begegnen könnte.

Angenehm war die liebenswürdige Bereitschaft der anwesenden Migranten, auf die nicht sehr zahlreichen deutschen Besucher zuzugehen.

(RP)
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