Wesel Die Kandidatin, die nichts dem Zufall überlässt

Wesel · Bürgermeister-Kandidaten (II): Ulrike Westkamp peilt Doppelziel an - Amtsinhaberin bleiben und die SPD pushen.

 Beim RP-Wahlpodium mit Moderator Thomas Hesse verkaufte sich Bürgermeister-Kandidatin Ulrike Westkamp professionell.

Beim RP-Wahlpodium mit Moderator Thomas Hesse verkaufte sich Bürgermeister-Kandidatin Ulrike Westkamp professionell.

Foto: archiv

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hat als Kandidatin fürs höchste Amt im Rathaus einen Frühstart hingelegt. Seit Monaten eilt sie im Dauereinsatz von Fest zu Fest, von Veranstaltung zu Veranstaltung, schüttelt Hände, lächelt, hört zu und notiert. Sie und ihre Partei wissen um die Stärke der Weselanerin im persönlichen Kontakt. Früh hat sie die Strategie verfolgt, ihren Bekanntheitsgrad zu nutzen. Den muss ihr Herausforderer Jürgen Linz von der CDU erst mühsam erwerben. Ulrike Westkamps fleißiger Einsatz ist deshalb auch so etwas wie Respekt vor dem Gegner Linz, der anders als sein Kandidaten-Vorgänger Hörsken aus Wesel stammt. Den hatte die SPD-Topfrau 2009 um 15 Prozentpunkte distanziert.

Den Heimvorteil nutzt Westkamp hart aus. Wo früher auch die Vize-Bürgermeister bei repräsentativen Anlässen ran durften, hält sie heute die Reden. Gleichzeitig managt Westkamp politische Aufgaben und führt die Verwaltung. Kritiker fragen, ob jemand, der so im Stil des alten repräsentativen Bürgermeisters unterwegs ist, noch Zeit hat zu führen. Westkamp sieht das anders. "So eine Wahl bringt es mit sich, dass man sich konzentriert auf die Inhalte und die Ziele", sagt sie. 1000 Gespräche hat sie als Programm genannt - als Kandidatin, die nichts dem Zufall überlässt, führt sie Buch darüber. Über 700 Mal sei sie den Menschen schon nahe gewesen. "Ich habe eine Terminliste und halte fest, wie viele Leute ich erreiche. Ich bin sicher, dass die 1000er-Grenze übertroffen wird", meint sie.

Diese Buchführung passt zu Ulrike Westkamp. Sie ist stets gut vorbereitet, fragt sich selbst, ob sie nicht zu exakt und detailversessen ist. Spontaneität ist nicht ihr Ding, Risiken meidet sie - und sie ist oft so kontrolliert, dass sie alles andere als authentisch rüberkommt. Und Gegner lasten Ulrike Westkamp an, dass sie nur entscheidet, wenn sie sich zuvor bei SPD-Fraktionschef Ludger Hovest rückversichert hat - und in Krisenfällen nie ohne große Mannschaft aus dem Rathaus auftritt. Die Stärke der Kandidatin: die Ausführung, Abläufe fehlerfrei organisieren, strategisch Stück für Stück Themen beackern - Spezialgebiet: Fördermittel akquirieren. Das erlaubt ihr, die Fußgängerzone erfolgreich umzubauen. Der Preis: Es ist unbekannt, wohin sie Wesel mittel- und langfristig steuern will.

Der Internethandel werde die City verändern, sagt sie. Das will sie anpacken, doch wie? Sie unterscheide von den anderen Bewerbern, dass sie im sozialpolitischen Bereich konkreter sei, betont sie. In der Aue, ein sensibles Thema, reiche das aus, was hier ohnehin schon los sei. Ein Jugendgästehaus will sie auf keinen Fall, beim Jollenhafen will sie die Untersuchung abwarten.

Solche Aussagen äußert Ulrike Westkamp mit einem Lächeln, ihrem Markenzeichen. Es gehört zu ihren Auftritten, die professionell sind wie beim RP-Wahlpodium. Zufrieden ist mit der selbst gemachten SPD-Wahlkampagne. Und die Stimmungslage? "Natürlich positiv, die Leute sind sehr freundlich mir gegenüber, auch was die Leistungen betrifft", sagt sie, die auch der SPD aufwärts helfen soll. Fazit: "Ich habe ein gutes Gefühl."

(RP)
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