Wermelskirchen Zwischen Komik, Klamauk und Kunst

Wermelskirchen · "Bin weder Stern noch Star, das ist mir klar, es ist nur a-cappella, doch ich mag es!" Das Lebensgefühl des A-Cappella-Sängers und andere wichtige Fragen klärten die fünf Sänger der Gruppe Basta am Mittwochabend in der Kattwinkelschen Fabrik vor etwa 240 Zuschauern.

 Lieferte eine rundum gelungene Bühnenshow ab - die A-Capella-Gruppe "Basta" gastierte in der Katt.

Lieferte eine rundum gelungene Bühnenshow ab - die A-Capella-Gruppe "Basta" gastierte in der Katt.

Foto: Basta

A-Cappella - das ist "Gesang ohne Instrumente und ohne Kostüme", wie der Songtext der Gruppe erklärt. Doch die fünf Sänger William Wahl, Werner Adelmann, Thomas Aydintan, Arndt Schmöle und René Overmann boten mehr als Gesang, boten in sich immer mehr aufheizender Stimmung mit ihrem Programm "Domino" eine witzige, spritzige, mal völlig überraschende und beeindruckende Bühnenshow - irgendwo angesiedelt zwischen Kabarett, Komik, Klamauk und Kunst. Klangen auch die Stimmen teils angegriffen und empfand man die Intonation, die Abstimmung oder der Mikroeinsatz als nicht ganz perfekt, so löste sich das doch im Laufe des Abends mehr oder weniger in einem unbezahlbaren Live-Erlebnis auf.

A-Cappella-Gesang bei Basta, das heißt Perfektion in Synchronität, das heißt Vokalkunst, vom leisesten Pianissimo bis zum voll ausgesungenen Ton, vom höchsten Falsett bis zum geräuschhaftesten Beatboxing, besonders und gerade als Teamplayer; das heißt Wortwitz, urkomische Einfälle im Umgang mit dem alltäglichen Wahnsinn, klamaukhafte musikalische Bezüge, nicht zuletzt immer gewürzt mit einer ordentlichen Portion Selbstironie.

Im Titellied "Domino" mit Arndt Schmöles sonorem Solo konnten die Sänger einmal so richtig stimmlich ausfahren; eine Musik mit Elementen aus gregorianischem Choral, dem Musikprojekt "ERA" und der poppigen Basta-Eigensprache - spätestens hier wurde auch der letzte Besucher im Saal "bastafiziert".

Lachen und Staunen konnten die Zuhörer ebenso über den erkenn- und hörbaren "bösen Traum", der Sänger Thomas Aydintan widerfuhr, als er eines Morgens erwacht "gefangen im Körper von Reinhard Mey". Körperlich blieb er Aydintan, die stimmliche Imitation nebst Mimik und Gestik wurde zum Verwechseln dem Liedermacher ähnlich. Aydintan trieb eines der wichtigsten Elemente des A-Cappella-Popgesangs zur Perfektion: das Beatboxen - also das täuschend echte Imitieren von Schlagzeug mit dem Stimmeinsatz. Sein Solo als "Luftballon", der aufgepikst wird, Luft verliert, wieder zugeschnürt und wieder aufgeblasen wird, um danach losgelassen durch den Raum zu prusten, gelang allein nur mit Stimme und Atemeinsatz so täuschend echt wie aus der Natur gegriffen.

Auch andere Imitationen wie René Overmanns Interpretation von "Er gehört zu mir" nicht als Marianne Rosenberg, sondern nach Art des Herbert Grönemeyer brachten den Saal zum Toben. Beinahe bei jedem Song, jedem Text, jedem Ton, jedem Witz gelang die Punktlandung: Beim umgeschriebenen Hit "Kiss" von Prince ("Ich hab Spliss"), den William Wahl komplett in Kopfstimme interpretierte, bei "ADHS" auf die Melodie von "YMCA" - "wir wollten mal gucken, ob wir einen noch blöderen Text hinbekommen" (gelungen) - beim "App-Depp", der den vom Smartphone dominierten Alltag auf die Schippe nahm, beim "Flamingo"-Song im Flamenco-Stil, bei dem alle auf einem Bein stehend sangen.

Im Anschluss ans Konzert nahmen sich die fünf Sänger noch Zeit für die Besucher - Basta zum Anfassen und Fotografieren. Ein spontanes "Happy-Birthday"-Ständchen für ein Geburtstagskind rundeten den Abend mit der sympathischen Formation perfekt ab.

(evb)
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